Die jüngste Regierungsumbildung hat ihm nur zwei Wochen gereicht: Nach dem Hinauswurf mehrerer Schlüsselfiguren aus dem Kabinett am 1. Juni hat Indonesiens Präsident Abdurrahman Wahid, der vor einer Amtsenthebung steht, am Dienstag erneut seine Regierung umgebildet. Finanzminister Prijadi Praptosuhardjo wurde gefeuert, seinen Platz übernahm Wirtschaftsminister Riza Ramli. Längst aber hat der Machtkampf zwischen Präsident und Parlament, das Wahids Sturz betreibt, auf die Regierung übergegriffen. "Ich weiß darüber gar nichts", fuhr der geschasste Finanzminister am Montag noch wartende Journalisten vor dem Präsidentenpalast in Jakarta an, als der Verteidigungsminister wiederum schon freundlich Praptosuhardjos Entlassung angekündigt hatte.

Wahids neuer Schachzug wird gleichermaßen als verzweifelte Tat gewertet, um durch Postenvergaben die Unterstützung einiger Parlamentarier bei der Abstimmung über die Amtsenthebung zu sichern, wie auch als weiterer Beweis für die unberechenbare Amtsführung des praktisch blinden Präsidenten. Wahid hatte bereits vor zwei Wochen unter anderem den einflussreichen Minister für Sicherheit und politische Koordination, Susilo, gefeuert.

Der Präsident verdächtigte ihn damals, hinter seinem Rücken einen Plan über eine neue Machtverteilung zugunsten von Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri auszuhecken. Megawati wie auch Wahid verließen jedoch verärgert die Kabinettssitzung, in der Susilo seinen Vorschlag unterbreitet haben soll. Es zeigte, wie tief mittlerweile die Gräben innerhalb der Exekutive sind.

Parteien und Ministerien seien gegenwärtig nicht mehr ansprechbar, sagen Vertreter ausländischer Nichtregierungsorganisationen in der Hauptstadt Jakarta, alle warteten nur noch auf die Sondersitzung der Beratenden Volkskammer am 1. August. Dann soll über den Sturz von Indonesiens erstem frei gewählten Präsidenten abgestimmt werden. Dass er kommt, versichern die Führer aller Parteien im Parlament - außer natürlich Wahids eigener Partei -, auch wenn die rechtlichen Grundlagen für die Amtsenthebung unklar sind. Denn von zwei Korruptionsskandalen, in die der Präsident verwickelt sein soll, ist nach Prüfungen nicht wirklich etwas übrig geblieben. Doch sowohl Megawatis Partei, wie die Armee und die Anhänger des früheren Diktators Suharto wollen Wahid nun loswerden.

Suharto wiederum ist am Dienstagnachmittag in ein Krankenhaus in Jakarta eingeliefert worden. Der Exdiktator soll nur wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag einen Kreislaufzusammenbruch erlitten haben. Indonesiens neuer Generalstaatsanwalt Baharudin Lopa hat Stein und Bein geschworen, den Machthaber endlich vor Gericht zu bringen. Es muss nicht viel heißen: Lopa ist auch erst seit zwei Wochen im Amt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 13./14.6.2001)