Europa
Politiker und Unternehmer wollen Klarheit von Blair zu Euro
Frankreichs Moscovici ruft London zu Beitritt in Währungsunion auf
London - Europäische Politiker und Unternehmer haben
den britischen Premierminister Tony Blair aufgefordert, rasch über
den Beitritt Großbritanniens zur Euro-Zone zu entscheiden. Der
französische Europaminister Pierre Moscovici forderte Blair am
Dienstag auf, den Euro-Beitritt Großbritanniens voranzutreiben.
"Blair weiß, dass Großbritannien in Europa an Gewicht gewinnen wird,
wenn es der Einheitswährung beitritt", schrieb Moscovici in einem
Beitrag für die "Financial Times". Meinungsumfragen und das Scheitern
der eurokritischen britischen Konservativen bei der Unterhauswahl in
der vergangenen Woche unterstützten diese Einschätzung, schrieb
Moscovici.
Auch der Chef des britisch-niederländischen Konsumgüterkonzerns
Unilever, Niall Fitzgerald, drängte Blair, ein Referendum über den
Beitritt zur Euro-Zone abzuhalten. In einem Interview mit der
Internetausgabe der "Financial Times" sagte Fitzgerald, sollte Blair
sich "weiterhin vor dem Thema drücken", könne dies "ernsthaften
Auswirkungen" haben. Halte die Regierung kein Referendum zum
Euro-Beitritt ab, müsse Unilever sorgfältig prüfen, ob Großbritannien
ein angemessener Produktionsstandort für den europäischen Markt und
"der richtige Ort für den Hauptsitz eines internationalen
Unternehmens ist", sagte Fitzgerald.
Nach dem Sieg bei den Parlamentswahlen hatte Blair sein Kabinett
umgebildet und den europafreundlichen Außenminister Robin Cook durch
den als Euroskeptiker geltenden bisherigen Innenminister Jack Straw
ersetzt. Dieser Schritt hatte Zweifel an der Entschlossenheit Blairs
ausgelöst, rasch der Gemeinschaftswährung beizutreten. Straw selbst
bekundete, den pro-europäischen Kurs seines Vorgängers fortsetzen zu
wollen. Der Wahlsieg Blairs hatte die Spekulationen um ein Referendum
zur Einführung der Gemeinschaftswährung angeheizt. Daraufhin war das
britische Pfund zum Dollar auf seinen niedrigsten Stand seit 15
Jahren gefallen.
Der ranghöchste Berater Cooks, David Clark, warf Finanzminister
Gordon Brown unterdessen in einem Interview mit dem "Guardian" vor,
einen "durch und durch negativen Einfluss" auf die britische Politik
hinsichtlich des Euro auszuüben. Clark betonte, Blair selbst wolle
Großbritannien zum Euro führen, schwöre seinen Finanzminister in
dieser Frage aber nicht ausreichend auf seinen Kurs ein. Cook sei
wiederholt von Blairs Amt daran gehindert worden, sich zu Gunsten
eines Beitritts zur Euro-Zone auszusprechen.
Brown hatte Ende vergangener Woche gesagt, die Regierung halte an
den Beitrittsplänen für die Europäische Währungsunion (EWU) fest. In
den nächsten zwei Jahren werde anhand von fünf Testkriterien ein
geeigneter Zeitpunkt für den EWU-Beitritt bestimmt. Anschließend
werde es ein Referendum geben. "Das britische Volk wird die letzte
Entscheidung treffen", hatte Brown betont. (APA/Reuters)