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Wien/Visby - In Österreich ist bereits jeder Fünfte gegen herkömmliche Antibiotika-Therapien resistent. Das besagt der Jahresbericht 2000 der europäischen Überwachungsbehörde EARSS (European Antimicrobial Resistance Surveillance System). Die Resistenzbildungen steigen auch in anderen EU-Mitgliedsstaaten. Mit diesem Problem beschäftigt sich von Mittwoch an eine dreitägige EU-Konferenz um Thema Infektionskrankheiten in der schwedischen Stadt Visby. Thema ist die zunehmende Bedrohung durch mikrobielle Erreger. Da diese vor Landesgrenzen nicht halt macht, diskutiert die EU nun mögliche gemeinsame Maßnahmen, um die Situation in den Griff zu bekommen. "Eine wesentliche Rolle wird der Umgang mit vorhandenen und neuen Medikamenten spielen", meint die österreichische Krankenhaushygiene-Expertin und Teilnehmerin der Visby-Konferenz Dr. Agnes Wechsler-Fördös von der Rudolfstiftung Wien am Dienstag in einer Aussendung. "Hier gibt es große nationale Unterschiede. Manche Länder sind mit dem Einsatz von Antibiotika schon lange bewusst und sensibel umgegangen - allen voran die skandinavischen Staaten und Holland. Ärzte und Patienten wissen dort gut um die Gefahren falsch angewendeter Antibiotika-Therapien Bescheid." Resistenzen seien in diesen Staaten heute ein geringeres Problem. Völlig anders sei die Situation aber in den meisten anderen EU-Staaten. "Vor allem in Südeuropa, aber auch in Irland und Großbritannien nehmen die Resistenzen gegen Antibiotika bereits dramatische Ausmaße an", warnte Wechsler-Fördös. EARSS, eine Einrichtung der EU-Kommission zur Überwachung antimikrobieller Resistenzen in den Mitgliedsstaaten, weist bereits seit dem Vorjahr auf eine drastische Entwicklung hin. Die faktisch multiresistenten MRSA-Bakterien (Methicillin-resistente Staphylokokken) seien auf dem Vormarsch. "Zahlen aus dem Vorjahr zeigen, dass fast die Hälfte aller Italiener, mehr als jeder dritte Ire, Brite, Portugiese, Spanier und Grieche resistent gegen herkömmliche Antibiotika-Therapien waren", erklärte der österreichische Infektiologie-Experte Univ.-Prof. Dr. Heinz Burgmann von der Klinischen Abteilung für Infektionen und Chemotherapie der Univ.-Klinik für Innere Medizin I in Wien. "Im Falle einer Infektion kann dieser Umstand über Leben und Tod entscheiden." Burgmann: "Auch aus den Statistiken einiger Krankenhäuser wissen wir, dass die Resistenz-Situation in Österreich zwar nicht südeuropäische Ausmaße hat, aber durchaus im Steigen begriffen ist. Der offiziell ausgewiesene Wert liegt im guten Durchschnitt unserer Nachbarstaaten Italien und Deutschland - wobei die Situation in ganz Europa seit der Erfassung dieser Zahlen im Vorjahr bereits weiter vorangeschritten ist." Eine Chance sind neu entwickelte Antibiotika, gegen die noch keine Resistenzen bestehen. Im Jänner wurde in Großbritannien - erstmals in einem EU-Land - der Wirkstoff Linezolid zugelassen, ein Vertreter der völlig neuen Substanzklasse der Oxazolidinone gegen bestimmte häufige Krankenhausinfektionen. Er wird synthetisch hergestellt, wodurch die Resistenz-Problematik minimiert werden konnte. In Österreich sei mit der Zulassung voraussichtlich im Juli 2001 zu rechnen, hieß es in der Aussendung. (APA)