Schon Montag erwartete FP-Klubchef Peter Westenthaler im Gespräch mit dem STANDARD von der TV-Diskussion über das neue ORF-Gesetz am Sonntag "ein Fiasko", tags darauf legt er nach: "Übelste politische Manipulation" erwarte er von der Sendung, Kritiker würden "ausgesperrt". Womit sich die zwischendurch abgeflaute Verbalschlacht zwischen FPÖ und ORF wieder verschärfte. "Selbstverständlich werden Kritiker wie Befürworter eingeladen", lässt der ORF wissen. Und zeigt sich verwundert, zumal Westenthaler erst Anfang Mai eine Art "Österreich-Gespräch" dazu anregte. ORF-General Gerhard Weis zum STANDARD: "Es geht hier nicht um Interessen der Geschäftsführung, sondern jene des Publikums, das einen funktionierenden ORF will." Westenthaler findet es nun "sehr verlockend, die komplette Misswirtschaft der bisherigen ORF-Führung vor laufender Kamera aufzurollen". Den Vorwurf nennt der ORF "absurd". Und Nationalratspräsident Heinz Fischer (SP) sieht in derlei "Druck auf den ORF kein gutes Omen". Rücktritt unrealistisch Etwas abgewinnen kann der ORF indes dem Vorschlag Khols, doch das Hearing im parlamentarischen Unterausschuss zum ORF-Gesetz am 22. Juni live zu übertragen. DER STANDARD sprach Weis Dienstag auch auf Informationen an, er und andere Mitglieder der Geschäftsführung überlegten vorzeitigen Rücktritt. Das bezeichnete der ORF-General als "nicht realistisch", er wolle den Küniglberg "in dieser Situation nicht im Stich lassen". Wegen neuen ORF-Gesetzes stehe man vor einer schwierigen Übergangsphase. Ob er, wie von Khol vorgeschlagen, dafür eine Kommission von Kuratoren zur Unterstützung bemüht, "weiß ich noch nicht", erklärt Weis. Ein weiterer ORF-Manager dementiert seinen von tv-media kolportierten Abschied: Franz Prenner, Chef des ORF-Vermarkters Enterprise, zum STANDARD: "Ich möchte nicht gehen." (fid/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14. Juni 2001)