"Wenn der Herr Nitsch auf der Orgel orgelt, dann darf er das von mir aus", sagt der Bürgermeister der kleinen südsteirischen Gemeinde St.Ulrich im Greith, Karl König, und stellt sich damit selbstbewusst gegen seinen neuen Bischof, Egon Kapellari. Seit es hier das Kunsthaus gibt und Gerhard Roth seine literarische Heimat hierher verlegt hat, ist auch der Bürgermeister kunstbeflissener geworden. Steiermarks Diözesanbischof hatte in einem offenen Brief kund getan, dass er "nicht wünsche", dass Nitsch "in Sakralräumen meiner Diözese in Hinkunft tätig wird." Nitsch sei zwar ein "internationaler Künstler von Rang", dessen "unerträglicher Umgang mit der Gestalt Jesu Christo im Libretto "Die Eroberung von Jerusalem", "findet in unseren Kirchen ihre Grenze". Nitsch habe sich von dem - 26 Jahre alten Text - "nicht deutlich genug" distanziert, in dem Christus "Tiere schlachte, zerstückle, zerbeiße und missbrauche." Der Appell kam freilich zu spät. Nitsch konnte sein Orgelkonzert in der Kirche St. Ulrich im Greith mit der Unterstützung des dortigen Pfarrers Johannes Hölbing als Auftakt für seine Ausstellungseröffnug im Kulturhaus trotz Bischofprotestes störungsfrei beginnen. "Die Unsrigen", sagte Bürgermeister Karl König, "hatten mit dem Konzert ja kein Problem." (mue/DER STANDARD-Print-Ausgabe)