Die Badematte macht am wenigsten Probleme. Die trägt man nämlich auf dem Kopf, und da stößt keiner an. Der Rest des Kostümes, gibt Andreas R. - der in der weißen Lackkrinoline - zu, sei da schon etwas komplizierter. Sowohl in der Herstellung (drei bis vier Monate Entwurfs- und Näharbeit) als auch beim Tragen: Das edle Teil durch verstopfte Säle oder "durch die Lacken am Pissoir" zu schleifen, habe ihm mitunter in der Seele weh getan. Dennoch: "Die Frage, ob der Aufwand dafür steht, stellt eigentlich nur meine Mutter - im schwarzen Anzug kann ich auch zu den Philharmonikern gehen. Und hier müssen mir die Beamten und Polizisten die mich sonst diskriminieren, höflich ,Guten Abend' sagen - und irgendwann kommt vielleicht sogar ihr Weltbild ins Wanken." Ungefährlich war die Sache nicht. Weil Dolores Sweet - der (sic!) im Alltag anders heißt - die Spieße vergessen hatte. "Schaschlikspieße", erinnert sich Dolores, waren das, mit denen er sich durchs Rathaus drängelte. Denn das Papiermachée für den Spitzbusen auf dem - vom auf Opernballroben spezialisierten Couturier Christian Körbler - designten Kleid war nicht rasch genug getrocknet, die Spieße hätten nach dem Backrohr-Härtungsgang eigentlich rausgenommen werden sollen. Auch heuer, betonen Dolores Sweet und Lilian Sour, sei "Strategiedressing" angesagt - um schon am Weg zum Ball zu zeigen, "dass die Dinge anders sein können, als sie es scheinbar müssen". Sie steht eben auf Glitter. Und die Entscheidung sich für den Life Ball in Schale (eigentlich: aus der Schale) zu werfen, sei relativ spät gefallen, erklärt Mona (im Bild). Sie, Anita und Markus hätten erst wenige Tage vor dem Ball beschlossen "irgendwas" zu machen - einfach "weil das Gefühl im Mittelpunkt zu stehen, bewundert, angesprochen und fotografiert zu werden" in einer Nacht pro Jahr, "mehr als nur angenehm" sei. Blumendraht, Körperfarbe und viel Glitter - und ein kleiner Ruck hätten gereicht, aus der Masse herauszutreten. "Und es hat Spaß gemacht." Nicht nur, weil der Life Ball "eben kein normaler Ball, sondern ein Zeichen der Freiheit und eines Lebensgefühls ist, bei dem alle gleichwertig und gleichberechtigt sind."