PLAID Double Figure (Zomba) Die britische Elektronik-Formation Plaid glänzte immer schon durch angenehmen Nonkonformismus, der oft als verschrobener Groove mit verdrehten Melodien sein Antlitz aus dem Strom gleichgeschalteter Ideenlosigkeit erhob. Das neue Album Double Figure setzt diese Tradition fort und eröffnet überhaupt gleich mit Gitarren, die einen an das Frühwerk von Wire erinnern. Der gute Rest bewegt sich zwischen synthetischen Eighties-Synthesizer-Derivaten, denen mittels zeitgenössischer Produktionsmethode jene Tiefe gegeben wird, die damals vielen Veröffentlichungen abging: Bass. Aus liebevoll geschaffenen Nischen ertönt elektronisches Ambient-Froschgequake und erzeugt so etwas wie Wärme und hinterlässt rundum Beschaulichkeit am virtuellen Lagerfeuer. THE CULT Beyond Good And Evil (Warner) "Hey hey, my my, good old Beutelrock will never die." Mit der Zärtlichkeit einer Brechstange gehen die britischen The Cult an ihr neuestes Werk und das ist gut so. Während sonst das Alter im Hardrock nicht selten der Zahnlosigkeit und einer falsch verstandenen Versöhnlichkeit Tür und Tor öffnet, werden die drei Briten immer noch härter. Dabei übersehen sie nicht die Notwendigkeit einer melodischen Basisversorgung zu der Ian Astbury sein genretypisches Organ erhebt. Seine Stimme ist gemeint. Zwar fehlen die schaurig-schönen Balladen wie auf dem grandiosen Album aus 1994, aber so lange jemand so die Pedale durchtritt, wird das großzügig nachgesehen. Heute schon Luftgitarre gespielt? Ich schon. FLIGHTCRANK Beyond All Reasonable Doubt (Black Market) Lee- roy Thornhill ist Mitglied im Zwangs-Piercings und Pflicht-Tattoo-Bund von The Prodigy. Auf seinem Solo-Debüt verlässt der Brite den Weg der Geschwindigkeit zu Gunsten einer in die Tiefe und Breite gehenden Vielfältigkeit. Von Dub bis zu Akustikgitarren reicht das Spektrum und er spielt mit Geräuschen, die im Kopfhörer vernommen die Idee einer Tunnelbohrung von Ohr zu Ohr vermittelt. Nett. (flu)