Freiberg - Vor zwei Jahren war er in Thüringen entdeckt worden: «Arthropleura», ein zweieinhalb Meter langer "Tausendfüßer" (64 Füße waren es genau genommen), dessen Verwandtschaft bis vor rund 300 Millionen Jahren zumindest in Amerika und Europa verbreitet war. Er lebte zeitgleich mit krokodilartigen Amphibien und den ersten Vorformen der Saurier. Ehe diese Reptilien aber allmählich zu den bekannten Großformen heranwuchsen, dürfte er über einen Zeitraum von 60 bis 70 Millionen Jahren hinweg konkurrenzlos und ungefährdet als Spitze der Nahrungskette gelebt haben. Der mit zweieinhalb Meter Körperlänge größte bekannte Arthropode aller Zeiten war ein blitzschneller Räuber mit Krallen an den Füßen. (Arthropoden umfassen Insekten, Spinnentiere und Tausendfüßer.) Nimmt man heutige Tausendfüßer als Vergleichswert, könnte Arthropleura Ursaurier bis zur Größe eines Rehs gejagt, mit Greifzangen gepackt und mit Gift erlegt haben. Fresswerkzeuge wurden allerdings noch keine gefunden. An mehreren Institutionen weltweit wurde an Rekonstruktionen des Ungetüms gearbeitet, so auch in Deutschland: Tierpräparator Holger Rathej vom Chemnitzer Naturkundemuseum hat es gemeinsam mit Jörg Schneider und einigen seiner Studenten in Lebensgröße nachgebaut. Verschiedene zweidimensionale fossile Abdrücke dienten als Ausgangsbasis - dazu gab der Blick auf den Körperbau heute noch lebender Verwandter wie dem 20 Zentimeter langen Skolopender Nordafrikas weiteren Aufschluss für die Rekonstruktion. Arthropleura bildet künftig das Prunkstück einer Ausstellung mit rund 100 Modellen urzeitlicher Tiere und Pflanzen im Naturhistorischen Museum Schleusingen in Thüringen, die an diesem Freitag eröffnet wird. (red)