Wien - Die Euro-Umstellung bietet für österreichische Produkte die Chance, ihre international zu billige Positionierung zu korrigieren, sagte Hermann Simon, Geschäftsführer des Unternehmensberaters Simon, Kucher & Partners am Mittwoch bei einer Pressekonferenz zur "Countdown-Tour" des Euromobil. Österreichischer Wein und Mineralwasser beispielsweise seien deutlich billiger als französische Produkte. Historisch zeigten Währungsumstellungen, dass es nicht nur zu rechnerischen Effekten kommt, sondern auch zu massiven Verschiebungen von Preiskonstellationen. Kunden seien in der Preisbeurteilung unsicher und müssten diese neu ausrichten. So habe etwa in Deutschland eine Kundenbefragung darüber, was sie für ein per Anfang 2002 erhältliches Automodell zu zahlen bereit seien, 25.000 DM (12.782 Euro) bzw. zugleich 15.000 Euro (29.337 DM) ergeben. Optimal auszuloten Wichtig sei für Betriebe, Preiserhöhungsspielräume optimal auszuloten, wobei das ideale Zeitfenster im ersten Jahr nach der Euro-Umstellung liege. Die Gewöhnung an neue Preise trete bei häufig gekauften Produkten wie etwa Benzin deutlich schneller ein als bei seltenen Käufen wie einem Kochtopf. Für "betriebswirtschaftlichen Wahnsinn" hält Simon Abrundungsgarantien, wie sie etwa die große österreichische Handelskette Spar abgeben hat. Bei den geringen Margen im heimischen Handel, könnte sich dies auf die Lieferanten niederschlagen. Auch Änderungen bei den Verpackungsgrößen etwa bei Snacks - bei gleichbleibenden Preisen - schließt Simon nach der Euro-Einführung nicht aus. Bei Automaten könne es ebenfalls zu anderen Füllmengen kommen. Die Euro-Einführung biete jedenfalls eine historische Chance für eine grundsätzliche Neuausrichtung der Preisstrategie, sowohl im Business to Business Bereich als auch im Business to Consumer Bereich. Wolfgang Duchatczek, Direktoriumsmitglied der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), betonte, dass die Kosten bei der Kalkulation eine wesentliche Rolle spielten. Preiserhöhungs-Appelle an die Betriebe seien aus Sicht der Notenbank jedenfalls abzulehnen. Sollte es zu Änderungen kommen müssen, werde sehr vieles über die Kostenseite und nicht nur über Preisüberwälzungen kommen müssen. Auch Simon bekräftigte die Wichtigkeit der Kostenseite. (APA)