Berlin - Die Pläne der deutschen Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD), Frauen auch in der privaten Wirtschaft stärker beruflich zu fördern, sind offenkundig gescheitert. Die Arbeitgeber wollen kein Gesetz und noch nicht einmal eine weniger verbindliche Selbstverpflichtung akzeptieren. Ein entsprechender Bericht der "Frankfurter Rundschau" wurde am Mittwoch in Berlin bestätigt. Nun wollen die Fraktionen von SPD und Grünen trotz des Widerstandes der Wirtschaft noch in dieser Legislaturperiode einen Gesetzentwurf einbringen.Gleichbehandlungsgesetz störe die positive Entwicklung Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte der Zeitung, die Beschäftigung von Frauen habe sich in den vergangenen Jahren außerordentlich positiv entwickelt. Ein Gleichstellungsgesetz würde "diesen Prozess nachhaltig stören". Eine als Alternative diskutierte Selbstverpflichtung könne die Wirtschaft "auf gar keinen Fall abgeben". Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, warnte, ein Gleichstellungsgesetz "oder ähnliche Regelungen" würden den Unternehmen weitere bürokratische Lasten aufbürden. Auch eine Selbstverpflichtung wäre in dieser konjunkturellen Zeit "ein verkehrtes Zeichen", sagte er. Harte Positionen Ministerin Bergmann bedauerte die "harte Position" der Wirtschaftsvertreter. Offensichtlich hätten sie die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Frauen hätten durchschnittlich immer noch schlechtere Verdienst- und Aufstiegschancen als Männer. "Nach wie vor halten wir an dem Ziel verbindlicher Regelungen fest", sagte Bergmann. Es stünden noch Gespräche mit der Wirtschaft auf der Tagesordnung. Dabei gelte es, "gemeinsame Ziele zur Umsetzung der Gleichstellung in den Unternehmen zu definieren und geeignete Instrumente dafür festzulegen". Für die Bundesverwaltung hat Bergmann eine sehr weitgehende Regelung durchgesetzt. So müssen Frauen in allen Verwaltungsbereichen, in denen sie unterrepräsentiert sind, bei gleicher Eignung bevorzugt eingestellt und befördert werden. Bei Stellenabbau in den Behörden müssen die Planungen vorsehen, dass der Frauenanteil mindestens gleich bleibt. Mit dem geplanten Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft sollten in den Unternehmen durch betriebsinterne Vereinbarungen Gleichstellungspläne aufgestellt und Gleichstellungsbeauftragte berufen werden. Ursprünglich wollte Bergmann darüber hinaus bei öffentlichen Aufträgen diejenigen Unternehmen bevorzugen, die gezielt Frauen fördern. Dies scheiterte aber am Widerstand von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos). Auch sie lehnen neue bürokratische Regelungen für die Wirtschaft ab. Statt Gesetz "Selbstverpflichtung" Bei einem Spitzengespräch mit dem Kanzler, Bergmann und Müller Ende März hatten sich Hundt und Rogowski entschieden gegen ein Gleichstellungsgesetz gewehrt. Damals war in der Regierung die Alternativlösung "Selbstverpflichtung" ins Gespräch gebracht worden. Im Mai sollte es dazu eine weitere Spitzenrunde mit der Wirtschaft geben. Dieser Termin ist bisher nicht zu Stande gekommen. Die Grünen-Abgeordnete Irmingard Schwewe-Gerigk sagte, die Koalitionsfraktionen würden einen Gesetzentwurf vorlegen, der die Unternehmen zur Gleichstellung verpflichte, ihnen aber große Spielräume bei der Umsetzung einräume. So könnten sie Maßnahmen nach der Unterschiedlichkeit der Branche und Betriebsgröße umsetzen. "Dieses Gesetz ist eines der wichtigsten frauenpolitischen Vorhaben der rot-grünen Koalition", sagte sie. "Das haben wir den Frauen vor der Wahl versprochen und daran halten wir fest." (APA/dpa)