Toronto - Ein umstrittenes Ölgemälde, das angeblich einzige zu Lebzeiten von William Shakespeare entstandene Porträt des englischen Dramatikers, wird jetzt zum ersten Mal ausgestellt. Die Art Gallery of Ontario in der kanadischen Wirtschaftsmetropole Toronto präsentiert das Bildnis vom 21. Juni bis 23. September, wurde am Donnerstag angekündigt. Kanadische Experten hatten kürzlich für Aufregung gesorgt, als sie nach einer sechs Jahre dauernden Prüfung dem Porträt eines jungen Mannes bescheinigten, tatsächlich aus dem frühen 17. Jahrhundert zu stammen. Auch das Papier auf der Rückseite des Gemäldes, das den Abgebildeten als "Shakespere" bezeichnet, soll den Angaben zufolge echt und zu Lebzeiten des Bühnenautors beschrieben worden sein. Das Bild gehört einem kanadischen Ingenieur, der es von seinen englischen Vorfahren geerbt haben will. "Wir können belegen, dass es sich um ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert und keineswegs um eine Fälschung handelt", erklärte die leitende Wissenschaftlerin des staatlichen Canadian Conservation Institute, Marie-Claude Corbeil. Auch an der Echtheit der Notiz auf der Rückseite des Bildes bestünden inzwischen keine Zweifel mehr. Die kanadischen Experten entzifferten die Inschrift, in der behauptet wird, das Bild sei 1603 entstanden und zeige einen "Shakespere", der am 23. April 1564 geboren worden sei, im Alter von 39 Jahren. Das angegebene Datum stimmt mit dem bislang als Geburtsdatum Shakespeares angenommenen überein, das jedoch nicht verbürgt ist. Ob das 33 mal 40 Zentimeter große, mit Ölfarben auf Holz gemalte Bild tatsächlich den Dramatiker zeigt, "wollen wir nicht behaupten", erklärte Museumsdirektor Matthew Teitelbaum. Die Ausstellung werde auch Röntgenaufnahmen des Gemäldes, dazu Schrift- und Papieranalysen bieten, die während der Untersuchung des Gemäldes entstanden. Der Mann auf dem Ölbild weist eine gewisse Ähnlichkeit mit dem angeblichen Shakespeare-Porträt auf, das bisher allgemein als einzige Abbildung von ihm bekannt war, jedoch nicht als authentisch gilt. Dabei handelt es sich um einen Stich von Martin Droeshout, der die 1623 und damit sieben Jahre nach Shakespeares Tod erschienene erste Gesamtausgabe seiner Werke zierte. (APA/dpa)