Zu teuer, zu lang und ineffizient: Das ist - scharf auf den Punkt gebracht - das Bild, das die heimischen Studien im internationalen Vergleich abgeben. Der neue OECD-Bericht spricht eine klare Sprache. Doch es gibt einige Österreich-Spezifika, die die Zahlen stark verzerren. So ist eine der Ursachen für die vergleichsweise niedrige Akademikerquote paradoxerweise das sehr gute heimische Schulwesen, speziell jenes der berufsbildenden höheren Schulen: Eine Matura in diesem Bereich ist mit akademischen Abschlüssen anderer Länder vergleichbar und sichert meist einen Topjob.

Lange Studiendauer und verhältnismäßig geringer Output ist hingegen eine Folge des hürden- und bisher kostenlosen Zugangs: Viele Inskribierte, die längst mit fixen Jobs ausgestattet sind, bleiben an der Uni in der vagen Hoffnung eingeschrieben, doch noch einmal den Studienabschluss zu erlangen. Ab dem nächsten Semester und den neuen Gebühren wird eine höhere Zahlenwahrheit eintreten. Ein weiterer Grund für das schlechte Abschneiden Österreichs ist die mangelnde Möglichkeit zu Kurzstudien - die derzeit eher schleppend eingerichtet werden.

Faktum ist aber auch: Wenn der freie Hochschulzugang schon als heilige Kuh gilt, dann müsste man konsequenterweise Massenfächer auch mit massenhaft Personal ausstatten. Das ist nicht geschehen. Viele überlaufene Studien haben mit einer selektiven Eingangsphase reagiert. Doch das allein hilft offenbar nicht. In Ländern, wo kürzer studiert wird, ist auch die Ausbildung meist verschulter als die zum Teil an Beliebigkeit grenzenden heimischen Studienformen. Hierzulande steht das humanistische Bildungsideal einer ziel- und eher anwendungsorientierten Ausbildung entgegen. Doch die Freiheiten haben - siehe OECD-Studie - einen sehr hohen Preis. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 15. 6. 2001)