Wie der Madrider Aufenthalt von George W. Bush mit der Zustimmung Spaniens zum Raketenabwehrprogramm zusammenhängt, lässt sich unschwer nachvollziehen. Ein zweistündiges Gespräch bei Pata-Negra-Schinken und Coca-Cola im Naturpark Quinta de Mora genügten dem US-Präsidenten, sein Gegenüber von den Vorzügen des Raketenschildes zu überzeugen.

Dass ein von den Spaniern dankbar genommenes Angebot Bushs, den Kampf gegen den Terrorismus, die "Plage des 21. Jahrhunderts", mit geeinten Kräften anzugehen, mit Aznars Sympathie für die kostspielige Raketenaufrüstung zusammenhängt, ist nur eine Hypothese. Fest steht, dass außer Aznar nur noch Italiens Silvio Berlusconi nach dem Raketen-Referat in Brüssel uneingeschränkte Zustimmung signalisierte.

Auch bleibt es noch Spekulation, ob der spektakuläre Polizeischlag in der Nacht auf Donnerstag, bei dem über 100 Beamte an der Verhaftung von sieben mutmaßlichen Eta-Terroristen mitwirkten, bereits das erste Ergebnis der transatlantischen Kooperation im Antiterrorkampf ist. Ein enthusiastischer Außenminister Josep Piqué sah nach dem Nato-Treffen jedenfalls die Gelegenheit gekommen, "den Terrorismus endgültig zu besiegen".

In Aramoiona und Mondragón wurden bei den Verhafteten rund 35 Kilogramm Dynamit von der gleichen Zusammensetzung beschlagnahmt, wie es bei einem Raub in Frankreich erbeutet und zuletzt bei einem Bombenanschlag in Logrono eingesetzt wurde. Der sozialistische Klubsprecher Jesus Caldera sprach von "einem Schritt in Richtung Zerschlagung der Eta". Auch Terrorfahnder haben sich von der Begeisterung nach dem Bush-Besuch anstecken lassen: Mit den Wunderwerkzeugen des US-Geheimdienstes zur elektronischen Überwachung von Telefongesprächen und Entschlüsselung von Internetnachrichten seien ungeahnte Fortschritte in der Verfolgung von Terroristen möglich. Die Frage, ob der Satelliten-Lauschangriff eines ausländischen Geheimdienstes gegen baskische Terroristen ohne richterliche Überwachung rechtmäßig ist, hat freilich noch niemand beantwortet. (DER STANDARD, Print- Ausgabe, 15. 6. 2001)