Lifestyle
Lösungsmittel
Ist es das Funktionieren, ausgeklügeltes Marketing oder die Innovation, wodurch ein Gegenstand das Prädikat "intelligent" verdient? Auf die Suche nach einer Antwort begab sich Michael Freund
Die Menschen hatten Kopfweh. Sie litten. Und dann gab es Aspirin. Sie hatten eine zu trockene Haut. Sie pantschten mit Tinkturen und Wasser herum. Und dann kam Nivea, ebenfalls eine runde Sache.
Was natürlich nichts beweist. Lego zum Beispiel ist sehr eckig, die Post-Its sind bloß Papierln, der Walkman hingegen eine kleine Kiste mit kompliziertem Innenleben. Doch allen genannten Produkten ist eines gemeinsam: Sie sind Beispiele von intelligentem Design, ermittelt nicht nur in redaktionsinternen Umfragen, sondern auch in Bestenlisten und von Experten, die tief schürfen und - mit unterschiedlichem Werkzeug - immer wieder Ähnliches zutage fördern.
Da wirkt, da "funktioniert" etwas,...
...das sich subjektiven Geschmacksurteilen entzieht und bestimmte Objekte mit einer verbindlicheren Bedeutung auflädt. Und gerade weil wir schon so lange am inflationären Gebrauch des Begriffs "Design" gelitten haben, wächst unser Bedürfnis nach Trennschärfe. "Anything goes" gilt nicht mehr, der Wahlspruch der 80er-Jahre - nicht zufällig trieben Produktentwürfe damals die sonderbarsten Blüten - hat ausgedient. Also, what goes?
Das Selbstverständliche zuerst: Das Ding, was immer es ist, muss funktionieren. Zweitens muss es ein Bedürfnis befriedigen (wobei wir zunächst offen lassen wollen, ob es dieses Bedürfnis auch schaffen darf). Drittens soll es seinen Zweck möglichst benutzerfreundlich erfüllen (es soll, bescheidener formuliert, mehr Probleme lösen als neue schaffen - auch das durchaus nicht selbstverständlich, wir sagen nur: Fernbedienungen!).
Schließlich soll das Ding ein Stück Innovation....
...verkörpern (also mehr darstellen als nur die "schönere" Variante von etwas schon Vorhandenem). Alles zusammengenommen ist das ein ziemlich hohes Anforderungsprofil. Würden wir uns nach ihm richten wie nach einem Rezept, dann müssten wohl lauter intelligente Produkte herauskommen. In der Praxis funktioniert das natürlich selten so nach Plan. "unsere designer sind arm dran", konstatierte Otl Aicher, einer ihren strengsten Kritiker, schon vor 20 Jahren, und es ist seither kaum besser geworden. "die technische zivilisation hat die arbeitswelt . . . so aufgesplittert, daß derjenige, der für forschung zuständig ist, sich nicht um das kümmert, was das marketing macht, das wiederum ist nicht zuständig für material oder fertigung. der vertriebsmann versteht nichts vom design, und dem designer ist fremd, wie der kaufmann seine kalkulation aufbaut. . . . der designer ist zum formspezialisten geworden, der unter dem zwang des marktes als oberster instanz steht."
Intelligenz aber ist anderswo, und entsprechendes Design kommt abseits solcher betriebswirtschaftlichen Zwänge zustande. Der Klettverschluss wurde geboren, als ein wandernder Hundebesitzer sich die Kletten in der Natur genau ansah, das Marketing kam erst viel später dazu.
--> --> Intelligentes Design, pures Marketing ...