Göteborg - Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich dafür ausgesprochen, die Debatte über die künftige Struktur der Europäischen Union "nicht unter Zeitdruck" zu führen. Eine genaue Aufteilung der Kompetenzen zwischen Brüssel und den Nationalstaaten müsse jedoch vorgenommen werden, sagte Schröder am Freitag auf dem EU-Gipfel in Stockholm. Die Reform der Union müsse auf mittelfristige Sicht angegangen werden. In einem Beitrag, den Schröder für das Gipfeltreffen der EU-Staats- und Regierungschefs vorbereitet hatte, bekräftigte er seine Vorstellungen über den künftigen Aufbau der EU-Institutionen. Darin heißt es, die EU-Kommission müsse zu einer Art Regierung ausgebaut werden. Der Ministerrat solle als Staatenkammer neben dem Europäischen Parlament fungieren. Zugleich dürften aber nicht zu viele Kompetenzen an Brüssel abgegeben werden. Debatte über die Zukunft Europas "nützlich" Die aufgeflammte Debatte über die Zukunft Europas bezeichnete Schröder als nützlich. Sie diene der Vorbereitung für die nächste Regierungskonferenz 2004, auf der die EU-Staats- und Regierungschefs die Reformen der Union einleiten wollen. Schröder betonte mit Hinweis auf das turbulente Gipfeltreffen im Dezember in Nizza, es sei klar, dass Entscheidungen der EU "nicht mehr hinter verschlossenen Türen ausgehandelt" werden dürften. Vielmehr sei es wichtig, dass die Menschen einbezogen würden, um "mehr Sympathie und vielleicht sogar auch Enthusiasmus für die Idee Europa zu entwickeln". Österreichs Außenministerin Benita Ferrero-Waldner kritisierte hingegen die von Schröder und dem französischen Premierminister Lionel Jospin begonnene Debatte. "Dass die Diskussion um die Zukunft Europas so schnell begonnen wurde, war vielleicht nicht ideal", sagte sie und fügte hinzu: "Man soll den ersten Schritt abschließen, bevor man den nächsten geht." Österreich betrachte die Vorschläge Schröders als zu weit gehend. "EU bereit für Abschluss der Beitrittsgespräche" Die Europäische Union ist dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder zufolge bereit, die Beitrittsgespräche mit den EU-Kandidaten im Jahr 2002 abzuschließen. Ob dies aber tatsächlich gelingen werde, hänge von den Fortschritten der Kandidaten und ihrer Kraft zu Reformen ab, sagte Schröder am Rande des EU-Gipfels am Freitag im schwedischen Göteborg. Vom Gipfel werde zudem das Signal ausgehen, dass der Erweiterungsprozess unumkehrbar sei. Schröder sagte weiter, er werde sich nicht an Spekulationen über Beitrittsdaten beteiligen. Die EU-Kandidaten hatten sich von Göteborg ein Signal für ein Beitrittsdatum erhofft. In der Gipfelsitzung hatte Schröder Diplomaten zufolge gesagt, solche Daten seien das falsche Signal an die Kandidatenländer. Wichtig sei vielmehr, dass es in den Beitrittsverhandlungen mit den Kandidaten weitere Fortschritte gäbe und das diese herausgestellt würden. Schröder sei zudem bereit, die Erklärung vom EU-Gipfel von Nizza zum Beitritt in Göteborg konkreter zu fassen, hieß es. (APA/AP)