Die Angestellten der französischen Medienvertriebsgesellschaft NMPP ("Nouvelles Messageries de la Presse Parisienne") haben ihre am Dienstag begonnene und am Freitag zum dritten Mal das Erscheinen der Tageszeitungen "Le Parisien" und "L'Equipe" verhindert. Die NMPP-Arbeitnehmer protestieren durch den Streik auf Initiative der Gewerkschaft CGT gegen die Absicht der Pressegruppe Amaury, das genossenschaftliche Vertriebssystem zu verlassen, um "Le Parisien" im Pariser Großraum in Eigenregie zu verteilen. Eine Aussprache zwischen Jean-Pierre Courcol, Direktoriumspräsident bei Amaury, und Vertretern des NMPP-Verwaltungsrates, die auf Initiative des "Figaro"-Geschäftsführers Yves de Chaisemartin Donnerstag Abend organisiert wurde, blieb nach Angaben beider Seiten fruchtlos. Eine weitere Aussprache mit den Gewerkschaftevertretern wurde für den heutigen Freitag anberaumt. Die Gruppe Amaury erklärte sich unterdessen grundsätzlich bereit, die Publikation der nationalen "Parisien"-Ausgabe, "Auhjourd'hui", wieder aufzunehmen und in der Frage mit NMPP zu verhandeln. "Le Parisien" ist die erste große französische Tageszeitung, die das 1947 eingeführte genossenschaftliche Vertriebssystem der NMPP verlassen will. Gegenwärtig verwirklicht NMPP alleine 80 Prozent des Pressevertriebes in Frankreich. Durch die eigenständige Verteilung erhofft sich der "Parisien" bis 2003 eine Anhebung der eigenen Auflage von den gegenwärtigen 355.000 auf 400.000 Exemplare. Die NMPP, die zu 51 Prozent mehreren Verleger-Genossenschaften und zu 49 Prozent dem Medienverlag Hachette SA (Gruppe Lagardere) gehört, befindet sich in einer tiefgreifenden Finanzkrise. Die Betriebsleitung will bis Ende 2003 mehr als ein Drittel der 2.390 Posten abbauen, um der Konkurrenz der "Messageries Lyonnaises de Presse" (MLP), ihrem direkten Konkurrenten, standzuhalten. (APA)