Wien - Nun liegt der etwa von der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) vielfach eingeforderte Verordnungsentwurf für die Rückerstattung von Studiengebühren für ausländische Studenten vor. Die Auswahl der Länder erfolgte nach aktuellen Listen der OECD für Entwicklungsländer. Studierende aus 127 der ärmsten Länder sowie aus Kroatien, Lettland, Rumänien und der Ukraine bekommen den vollen Betrag von 10.000 Schilling (726,72 Euro) pro Semester zurück erstattet, wenn sie ein ausländisches Reifezeugnis vorweisen können. Mit einem österreichischen Maturazeugnis - meist Kinder von Gastarbeitern oder Diplomaten - bekommen diese Staatsangehörigen hingegen nur die Hälfte des Studienbeitrages (also 5.000 Schilling pro Semester) rückerstattet. Studierende der OECD-Kategorie "Upper Middle Income Countries" (jährliches pro Kopf-Einkommen von 3.031 bis 9.360 Dollar) bezahlen ebenso 10.000 Schilling pro Semester und erhalten 50 Prozent des vollen Betrags nur erstattet, wenn sie über ein österreichisches Maturazeugnis verfügen. Der Passus der vollen Rückerstattung bei einem ausländischen Reifezeugnis entfällt für diese Personen - sie müssen also für die gesamten 10.000 Schilling aufkommen. In diese Kategorie fallen beispielsweise die Türkei, Slowenien, Brasilien, Argentinien. Die Zahl der in Österreich studierenden Ausländer mit österreichischem Maturazeugnis beträgt derzeit 1.200. Keinen Anspruch auf Rückerstattung: StudentInnen aus Polen und Russland Völlig anders sieht die Situation übrigens für EU- und EWR-Staatsbürger aus. Sie sind Österreichern gleichgestellt und bezahlen von vornherein nur 5.000 Schilling pro Semester. Angehörige aller anderen Staaten - die also weder in der Verordnung erwähnt noch EU- oder EWR-Staaten angehören - bezahlen 10.000 Schilling pro Semester und haben keinerlei Anspruch auf Rückerstattung. Dies gilt etwa für Russland und Polen. Kritik am Entwurf übte der scheidende ÖH-Chef Martin Faißt. Durch diese Verordnung seien wesentlich weniger Staaten von den Studiengebühren ausgenommen als mit der alten Regelung, nach der ausschließlich Ausländer einen Beitrag von rund 4.000 Schilling zu entrichten hatten. "Bisher mussten praktisch nur Angehörige der 15 reichsten Länder - etwa der Schweiz oder der USA - in Österreich Studiengebühren bezahlen, nun hat sich diese Liste deutlich verlängert, Lernwillige aus wenig betuchten Ländern werden zur Kasse gebeten", so Faißt im Gespräch mit der APA. Auch am System "Erst bezahlen, dann Rückerstattung" lässt Faißt kein gutes Haar. Dies sein nicht nur eine erhebliche Belastung für viele Menschen aus Entwicklungsländern, sondern auch ein enormer Verwaltungsaufwand für Österreich. (APA)