Rom - Nach der Föderalisierung Italiens könnte sich die rechtspopulistische Lega Nord auflösen. Dies betonte der Spitzenpolitiker der Partei und Ex-Finanzminister in der ersten Regierung Berlusconis (April-Dezember 1994), Giancarlo Pagliarini. "Wenn in Italien der Föderalismus eingeführt wird, hat die Lega ihr historisches Ziel erreicht. Ihr Mandat wird erfüllt sein, da das Ziel erreicht worden ist, für das die Lega gegründet worden war", betonte Pagliarini im Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Il Giornale". Er selber werde von seinen politischen Ämtern zurücktreten, nachdem Italien in ein föderales Land umgewandelt worden ist. "Die Lega Nord besteht nicht aus Personen, die Karriere machen und unbedingt prestigereiche Sessel besetzen wollen. Bei uns gibt es keinen Platz für Streber. Wir wollen nur unser Ziel erreichen, das seit jeher der Föderalismus ist", so Pagliarini. Seine Partei habe auch während der Phase der sezessionistischen Kampfsprüche niemals den Föderalismus aus den Augen verloren. Die Lega habe mit der Sezession gedroht, um die Föderalisierung des Landes durchzusetzen. Die größten Kompetenzen Die Ernennung von Lega-Chef Umberto Bossi zum Reformenminister ist laut Pagliarini ein guter Anfang. "Es ist wichtig, dass im Bereich Gesundheit, Bildung und Sicherheit den Regionen die größten Kompetenzen gesichert werden", meinte der Ex-Minister. Der erste Schritt in diese Richtung sei eine Volksabstimmung über die "Devolution" (Föderalisierung) nach schottischem Vorbild, die in den norditalienischen Regionen Lombardei, Venetien und Piemont im Herbst durchgeführt werden soll. Der Eintritt der Lega Nord in die Mitte-Rechts-Regierung wird kommenden Sonntag in der lombardischen Ortschaft Pontida gefeiert. Das alljährliche Juni-Treffen in Pontida ist eine alte Tradition der Lega Nord, die Ende der 80er Jahre als kleine, radikale Autonomiebewegung entstanden war, und sich danach zu einer überregionalen Föderalismus-Partei entwickelt hat. (APA)