New York - US-Finanzminister Paul O'Neill hält trotz der Sorge der US-Industrie über einen zu starken Wechselkurs seinem Ministerium zufolge an der Politik des starken Dollar fest. Der Finanzminister bleibe bei der jetzigen währungspolitischen Haltung der US-Regierung, sagte eine Sprecherin am Donnerstag in Washington. O'Neill hatte in der Vergangenheit gesagt, seine Dollar-Politik sei genau so wie die der Vorgängerregierung. Seine Amtsvorgänger Robert Rubin und Lawrence Summers hatten stets betont, ein starker Dollar sei im Interesse der USA. Kurz zuvor hatte der US-Industrieverband NAM seine Forderung nach einer Abkehr von der politischen Unterstützung eines starken Dollar erneuert. Die US-Devise sei 25 bis 30 Prozent aus der Balance, also überbewertet, hatte NAM-Präsident Jerry Jasinowski auf einer Pressekonferenz in Washington gesagt. Dies sei ein Wettbewerbsnachteil, der die US-Industrie deutlich beeinträchtige. Der Euro hatte zum Dollar wegen dieser Äußerungen rund einen Cent zugelegt und erreichte mit knapp über 0,86 Dollar den höchsten Stand seit zwei Wochen. Nach der Erklärung des US-Finanzministeriums gab die Gemeinschaftswährung aber wieder einen Viertelcent ab. Verbraucherpreise gestiegen Die Verbraucherpreise in den USA sind im Mai etwas stärker gestiegen als von Analysten erwartet. Wie das Arbeitsministerium in Washington am Freitag mitteilte, stiegen die Preise gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,4 Prozent nach einem Plus von 0,3 Prozent im April. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. In der Kernrate - also ohne die schwankungsanfälligen Daten für Nahrungsmittel und Energie - stiegen die Preise um 0,1 Prozent und damit etwas geringer als von Analysten prognostiziert. Die Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg von 0,2 Prozent gerechnet. Im Vormonat hatte die Kernrate um 0,2 Prozent zugelegt. Die Industrieproduktion in den USA ist im Mai gegenüber dem Vormonat doppelt so stark wie erwartet gesunken. Wie die Federal Reserve am Freitag mitteilte, fiel die Produktion um 0,8 Prozent gegenüber April; erwartet worden war ein Minus von 0,4 Prozent

Auch die Kapazitätsauslastung in der US-Industrie erreichte im Mai ein langjähriges Tief. Der Wert der Industrieproduktion für April wurde auf minus 0,6 Prozent von vorläufig minus 0,3 Prozent revidiert. Die Kapazitätsauslastung sank im Mai entsprechend deutlich um 0,8 Prozentpunkte. (APA/Reuters/DER STANDARD, Printausgabe 16.6.2001)