Wien - Mit Spaß und Spielfreude professionell zur Sache geht es üblicherweise, wenn das "Song-Contest-Party"-erprobte Quintett namens "The Gablitzers" - formerly known as "Theater 82er Haus Gablitz" - mit seiner Sangeslust und seinem vor keiner Albernheit gefeiten Humor die Zügel ins Kraut schießen lässt. Heuer geht das "informelle Haus-Ensemble" des Festivals Wien ist andersrum einem besonders erhabenen österreichischen Mythos ungeniert an die Wäsche: "Sissi, Beuteljahre einer Kaiserin" heißt das ausgelassen überdrehte Singspiel rund um die Lüste und Leiden "Europas lesbischster Monarchin seit Christine von Schweden", das als Andersrum -Eigenproduktion am Samstag seine österreichische Erstaufführung erlebte. "Was hatte Sissi mit Bayern-Tunte Ludwig II. zu schaffen, und welche gewichtigen Wörtchen hatten Cosima Wagner und Marika Rökk bei den Royal Affairs mitzureden?" Die ganze, unverschämte Wahrheit über das seinerzeitige höfische Treiben - schonungslos enthüllt und lustvoll besungen: mittels unerhörter Versionen besonders verwüstlicher Musicalhits (u. a. aus "The Sound of Music", "Elisabeth" und "Das Phantom der Oper") und schauriger Schlager vom Schlage "Fang das Licht". Wie auch bereits ihr Vorjahresfestivalbeitrag "Die Geierwally" stammt das "Trashical" aus der Feder von Walther Bockmayer, der seit 30 Jahren zu den schrillsten Theatermachern Kölns zählt: "Mein Humor ist für alles offen - und macht vor nichts halt." Was Monarchisten als eindringliche Warnung verstehen sollten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17. 6. 2001)