Streaming & TV
Zu banal, dieses Fernsehen
"Schnurrdibur" schimpft. Die Drehbücher, die man ihrem Mann anbietet, seien so furchtbar banal ...
... Deshalb gelte: besser keine
Peter-Alexander-Show als eine schlechte
Peter-Alexander-Show zum 75. Geburtstag am 30.
6. Wer "Schnurrdibur" ist? Keine sprechende
Katze, sondern Hilde, die Ehefrau und Managerin
von Peter Alexander - bekannt als
Schlagersänger, Showmaster, Schauspieler.
Seit er keine TV-Shows mehr produziert, also seit
Mitte der 90er-Jahre, erscheinen derartige
Magazin- und Zeitungsgeschichten, die ihn wieder
auf der Bühne sehen wollen, so häufig, wie es im
Frühling an Wochenenden regnet. Sie wollen eine
Fernseh- und Filmgeschichte zurück, dessen fixer
Bestandteil Peter Alexander selbstverständlich ist:
Als schlaksiger, schrulliger, bei jeder Gelegenheit
singender, deshalb von Frauen umschwärmter
Typ, der gern ein Clown gewesen wäre. Und
später im Fernsehen, als genialer Showmaster,
der Kollegen exzessiv parodierte, die er heute
noch als Lehrmeister bezeichnet (Hans Moser,
Heinz Rühmann). Peter Alexander versuchte aber
auch, den Deutschen die Österreicher zu erklären:
In Wien, da singen wir nämlich "Das kleine Beisl",
nicht "Die kleine Kneipe". Man kann nur erahnen,
wie viele Gräben dieser tapfere Mann damit
überbrückte.
Wer aber glaubt, dass das nicht banal war, irrt.
Fernsehen ist immer banal. Dumm ist nur eines:
Die Zeit hat die Angewohnheit, nicht stehen zu
bleiben. Die Banalität ist eine andere geworden.
Alexanders Parodien würden heute zwischen Quiz
und Reality nicht ganz so gut kommen wie
seinerzeit. "Hier ist ein Mensch, der will zu dir" -
diese Lieder will das Zielpublikum heute von den
Söhnen Mannheims hören. Wenn überhaupt.
Fernsehgeschichte ist in den TV-Archiven gut
aufgehoben. Manchmal werden diese sowieso
geöffnet. Zum Beispiel wenn jemand wie Peter
Alexander 75 wird. (pi/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17. Juni 2001)