Duschanbe - Die Geiselnahme von Mitarbeitern der Deutschen Welthungerhilfe in Tadschikistan ist unblutig beendet worden. Die Entführer ließen alle elf Mitarbeiter der Organisation sowie vier tadschikische Geheimdienstbeamte nach zweitägiger Gefangenschaft am Sonntag frei, wie die Behörden der zentralasiatischen Republik in der Hauptstadt Duschanbe mitteilten. Alle Freigelassenen seien wohlauf. Am Ort der Entführung im Garmtal etwa 180 Kilometer östlich von Duschanbe handelte der tadschikische Zivilschutzminister Mirso Sijojew am Sonntagmorgen die Freilassung der Geiseln ohne Gegenleistung aus. Sijojew gehörte genau wie die Entführer früher zur islamischen Opposition in Tadschikistan, die nach dem Ende des Bürgerkriegs 1997 in Behörden und Armee eingegliedert worden war. Die Kidnapper wollten die Freilassung von fünf wegen Mordverdachts inhaftierten ehemaligen Islamisten erzwingen. Extreme Dürre seit drei Jahren Die Deutsche Welthungerhilfe, die Lebensmittel und Saatgut nach Tadschikistan bringt, kündigte an, ihr Engagement dort fortzusetzen. Die Hochgebirgsrepublik leidet bereits seit drei Jahren unter extremer Dürre. Die Sicherheitslage müsse aber neu überdacht werden, erklärte die Zentrale der Hilfsorganisation in Bonn. Die Entführer hatten am Freitag bei dem Ort Tawil-Dara im Garmtal zunächst 15 Mitarbeiter der Welthungerhilfe in ihre Gewalt gebracht. Die Missionsleiterin Beate Schoreit, ihre deutsche Stellvertreterin sowie zwei Ortskräfte wurden noch am selben Tag freigelassen. Die friedliche Beendigung der Geiselnahme war ein Beleg für die Belastbarkeit des Friedensabkommens zwischen der tadschikischen Regierung von Präsident Emomali Rachmonow und der islamischen Opposition. Der Konflikt hatte sich seit April wieder verschärft, als Vize-Innenminister Chabib Sanginow einem Anschlag zum Opfer fiel. Im Mai wurden fünf ehemalige Oppositionelle unter Mordverdacht verhaftet, deren Freilassung die Kidnapper erpressen wollten. (APA)