Kigali - In Ruanda sind neun Angehörige des Hutu-Volkes zum Tode verurteilt worden, weil sie nach Auffassung des Gerichtes am Völkermord während des Bürgerkrieges 1994 beteiligt waren. Justizminister Jean de Dieu Mucyo sagte am Samstag in der Hauptstadt Kigali, von den 126 Angeklagten seien am Freitag nur 25 freigesprochen worden. 30 müssten lebenslang ins Gefängnis, die übrigen für vier bis 20 Jahre. Der Prozess fand in der Haftanstalt Rilima statt, etwa 50 Kilometer südlich von Kigali. 1994 töteten Extremisten der Hutu-Mehrheit schätzungsweise 800.000 Tutsis und Hutus, die sich nicht auf ihre Seite stellen wollten. Der Prozess dauerte sieben Monate. Er brachte die Grausamkeit zu Tage, mit der die Hutus vorgingen. "Eines der Opfer musste ihr eigenes Grab schaufeln. Ihre Henker zwangen sie, sich hinein zu legen, um Maß zu nehmen, bis es die richtige Größe hatte. Sie wurde bei lebendigem Leibe begraben," erklärten die Richter bei der Verlesung der Urteile. Andere Opfer seien mit Knüppelen und Eisenstangen erschlagen und mit Macheten zerstückelt worden. Der Bürgerkrieg brach im April 1994 aus und dauerte 100 Tage. Bisher sind wegen des Völkermordes in Ruanda über 3000 Menschen vor Gericht gestellt worden und mehr als 500 Todestrafen ausgesprochen worden. Weitere 115.000 bis 125.000 Tatverdächtige sitzen noch in Untersuchungshaft. Die Regierung, die nach dem Sieg der Tutsis ins Amt kam, hat die Tradition der Stammesgerichte wieder aufleben lassen, um die Strafverfolgung zu beschleunigen. (APA/Reuters)