Hamburg - Die Kenntnisse über den Euro sind in Deutschland nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Ernst Welteke "erschreckend niedrig". Seit der "Schlafmünzen-Kampagne" seines Hauses zur frühzeitigen Rückgabe von D-Mark-Münzen nehme das Interesse allerdings deutlich zu, sagte Welteke in einem Interview mit der "Bild am Sonntag". Verantwortung für den schlechten Informationsstand in der deutschen Bevölkerung trägt nach Weltekes Einschätzung vor allem die Politik hier zu Lande. "Mich hat enttäuscht, dass keine der Parteien die Euro-Einführung zu ihrem Thema gemacht hat. Sie ist in der Öffentlichkeit viel zu wenig diskutiert worden." Angesichts der Erfahrung von zwei drastischen Inflationsphasen und dem Symbolcharakter der alten Währung äußerte Welteke Verständnis, dass die deutsche Bevölkerung an der D-Mark hängt. Mit dem Start des Euro-Bargeldes Anfang 2002 werde sich dies aber schlagartig ändern. Dazu werde auch der bisher schon erzielte Erfolg der Euro-Ära beitragen. "Wir haben seit der Euro-Einführung in Europa stabile Preise erreicht, wie sie früher kaum denkbar waren." Die aktuell hohe Inflation ist nach Weltekes Einschätzung nur "eine vorübergehende Erscheinung". Rückendeckung erhält EZB-Präsident Wim Duisenberg, über den zuletzt Rücktrittsspekulationen laut geworden waren, von Welteke. "Duisenberg hat den Rückhalt aller EZB-Ratsmitglieder", sagte der Bundesbankpräsident, der selbst dem EZB-Rat angehört. (APA/dpa)