Prag - Die tschechische Polizei hat den Urheber eines Datenschutz-Skandals im tschechischen Geldinstitut Ceska sporitelna (Tschechische Sparkasse, CS) festgenommen. Es handelt sich um einen 21-jährigen Angestellten der Bank, der das Computer-Netz des Instituts verwaltete. Der Mann hat gestanden, persönliche Daten von Millionen Giro-Konto-Inhabern im Internet angeboten zu haben, berichteten tschechischen Medien heute, Freitag. Donnerstag glaubte man noch an einen Hackerangriff von außen - Der WebStandard berichtete . Der Verdächtige bot im Internet und mit Hilfe von E-mail sensible Daten von mehr als 2,5 Millionen Spar-Girokonto-Kunden an. Darunter waren Namen, Adressen, Beruf und Arbeitgeber, Höhe des Gehalts, Wohnungsmiete, Telefon-Zahlungen und weitere Angaben, die man aus den Kontobewegungen herauslesen kann. Bis zu fünf Jahre Gefängnis Der 21-Jährige wurde des Missbrauchs von Informationen und des unerlaubten Umgangs mit personengebundenen Daten beschuldigt. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis. In der Tschechischen Sparkasse hat er seit drei Jahren gearbeitet. Nicht geklärt war zunächst, ob der junge Mann die Daten nicht nur angeboten, sondern auch schon verkauft hat. Die CS ist das zweitgrößte Geldinstitut des Landes. Derzeit wird die Bank "nach-privatisiert" - der Staat will bis Ende März 2000 seinen 52-prozentigen Anteil verkaufen. Der "heißeste" Bewerber bleibt die "Erste Bank" der Oesterreichischen Sparkassen AG. Der Ausschuss für Bankenprivatisierung hat dem tschechischen Finanzministerium empfohlen hat, weitere Verhandlungen zunächst nur mit dem österreichischen Geldinstitut zu führen. Unabhängige Datenschutz-Behörde soll gegründet werden Die tschechische Regierung bereitet aus Anlass des Kriminalfalles die Gründung einer unabhängigen Datenschutz-Behörde vor, der die Aufsicht über die Institutionen, die mit persönlichen Angaben der Bevölkerung umgehen, obliegen soll. Die neue Behörde soll auf Basis eines neuen Datenschutzgesetzes geschaffen werden, das die Regierung noch im September vorlegen will. Die Affäre um die CS habe gezeigt, meinen die Experten, dass die bisherige Datenschutz-Regelungen ungenügend seien und dem EU-Standard nicht entsprächen. (APA)