Laibach - Das seit 9. Mai wegen Wartungsarbeiten abgeschaltete slowenische Kernkraftwerk Krsko ist in der Nacht auf Sonntag wieder an das Stromnetz angeschlossen worden. Die slowenische Energielobby und Teile der Presse des Landes haben unterdessen heftige Kritik an der Vereinbarung der Regierungschefs Sloweniens und Kroatiens, Janez Drnovsek und Ivica Racan, über den künftigen gemeinschaftlichen Betrieb der Anlage geübt. Das am 9. Juni in Rijeka vereinbarte Abkommen soll am 20. Juli paraphiert werden und am 1. Jänner 2002 in Kraft treten. Es bringe Slowenien nur Nachteile und belaste Kroatien in keiner Weise, wurde kritisiert. Drovsek wies die Kritik zurück. Der Vertragsentwurf sieht vor, dass das im Jahre 1982 in Betrieb genommene Kernkraftwerk im Doppelbesitz bleibt, ab 1. Jänner 2002 von einer paritätisch zusammengesetzten gemeinsamen Verwaltung geleitet wird und Kroatien die Hälfte der Modernisierungskosten übernimmt. Ab 1. Juli 2002 soll auch die Hälfte des in Krsko erzeugten elektrischen Stroms wieder von Kroatien bezogen werden. Kroatien übernahm Teilsorge für Atommüll Im Juli 1998 war die Lieferung unterbrochen worden, weil die kroatischen Stromschulden bereits umgerechnet 160 Millionen Schilling (11,63 Mill. Euro) betrugen und man sich in Zagreb weigerte, zwei neue Dampfgeneratoren für das Werk (Kosten umgerechnet 1,2 Milliarden Schilling/87,2 Mill. Euro) mit zu finanzieren. Kroatien verpflichtete sich in Rijeka weiter, die Sorge für die Hälfte des Krsko-Atommülls zu übernehmen. Allerdings ging aus inzwischen bekannt gewordenen Einzelheiten der Vereinbarung hervor, dass die endgültige Realisierung dieser Verpflichung "spätestens in 20 Jahren" erfolgen müsse. Ähnlich unklar definiert soll die kroatische Beteiligung an den Kosten für die Schließung und die Demontage der Anlage sein, die voraussichtlich erst nach dem Jahre 2027 erfolgen soll. Slowenische Energiefachleute erklärten ferner, dass die Wiederaufnahme der Lieferungen an Kroatien eine sofortige oder zumindest baldige Stromverteuerung in Slowenien nach sich ziehen werde. Seit der Strom nicht mehr nach Kroatien geht, herrscht in Slowenien Stromüberschuss, und die Elektrizität kann mit Gewinn ins Ausland verkauft werden. Leichter Gewinn im vergangenen Jahr Wie aus Krsko berichtet wurde, hat das Kernkraftwerk das vergangene Jahr erstmals mit leichtem Gewinn abgeschlossen. Wenn die Hälfte des Stroms - "zu abgesprochenem Preis" - wieder nach Kroatien fließt, werde Slowenien angesichts des steigenden Energieverbrauchs vom Netto-Exporteur zum Netto-Importeur, hieß es. Und weil die Strompreise auf dem Weltmarkt steigen, würde dies zur Folge haben, dass der Endverbraucher die eigentliche Last der Kosten zu tragen hat. In Krsko wurden seit dem 9. Mai u.a. 36 atomare Brennstäbe ersetzt und 85 weitere Brennelemente kontrolliert. Ferner wurde der bisherige Haupttransformator durch einen neuen ersetzt, den die französische Firma Schneider lieferte. (APA)