München - Die Hoffnung, die im HypoVereinsbank-Konzern für die Reformstaaten Ost- und Mitteleuropas zuständige Bank Austria könne dort unter eigenem Namen auftreten, geht nicht in Erfüllung. Der Chef der HypoVereinsbank (HVB), Albrecht Schmidt, wies am Rande eines Empfangs in München im Gespräch mit österreichischen Journalisten darauf hin, dass das HVB-Konzept von der "Bank der Regionen" auch die regionalen Eigenheiten in den Vordergrund rücke. Voraussetzung dafür sei, dass ein Institut groß genug sei, um eine eigene Identität zu besitzen. Als Beispiele führte er die Namen HypoVereinsbank für den Süden sowie Vereins-und Westbank (eine HVB-Tochter) für den Norden Deutschlands an ebenso wie Bank Austria Creditanstalt für Österreich. Auch in Polen werde nach der Zusammenführung der HVB-Tochter BPH mit der Bank Austria Tochter PBK ein eigener, polnischer Name gewählt werden. Schließlich handle es sich dabei dann um das drittgrößte Geldinstitut des Landes mit rund 10.000 Beschäftigten. Und wenn die HVB in Tschechien bei der Komercni banka (für die auch die italienische UniCredito sowie die französische Société Générale bieten) zum Zuge komme, würde die tschechische Tochter der HVB-Gruppe in die Komercní Banka, die größte Bank des Landes, integriert werden und auch unter diesem Namen operieren. Sollte die HVB den Zuschlag nicht erhalten, kündigte Schmidt kräftige Investitionen in die tschechische Tochter an, wobei auch zusätzliches, qualifiziertes Personal eingekauft würde. Als Untergrenze für den Aufstieg eines Instituts in den Rang einer "Bank der Region", nannte Schmidt einen Marktanteil "von zehn, 15 oder 20 Prozent, jedenfalls ein zweistelliger Prozentsatz". Alle anderen Töchter würden unter HVB mit dem Landesnamen als Zusatz firmieren, also etwa HVB Hungary oder HVB Romania. Damit werde vor allem für Investoren signalisiert, dass hinter einem Institut von relativ bescheidener Größe, die ganze Kraft der HVB, der drittgrößten Bank Europas, stehe. Bedingungen erfüllt Bei den genannten Beispielen in Deutschland, Österreich und Polen würden diese Bedingungen erfüllt, weshalb die Angst, die Bank Austria könnte eines Tages HVB Austria heißen, unbegründet sei. Und auch aus den Reformstaaten sei die Bank Austria nicht ganz verschwunden. "Die ,rote Welle' dreht sich überall dort, wo die Bank Austria die Verantwortung trägt", beruhigt Schmidt. Die angekündigte Fusion von Bank Austria und Creditanstalt (CA) bezeichnete der HVB-Chef als "prima Idee". Er glaube nicht, dass das endgültige Zusammengehen zu Kundenverlusten führen werde. Die Zwei-Marken-Strategie ab der Übernahme der CA durch die Bank Austria 1997 habe einen Gewöhnungs-effekt zur Folge gehabt, heute wisse jeder, dass hinter der CA die Bank Austria steht. Bei den weiteren Expansionsplänen der HVB, für die ein genehmigtes Kapital von 16 Mrd. EURO (220 Mrd. S) vorhanden ist, spielt Deutschland eine große Rolle. Schmidt ortet Schwächen der HVB in Nordrhein-Westfalen und Hessen und kündigte an, bei der Privatisierung von Landesbanken und Sparkassen mitmischen zu wollen. Nur bei der Bayerischen Landesbank (Baylaba), die in Österreich an der Bawag und der Tiroler Sparkasse beteiligt ist, befürchtet er - trotz Übernahmegerüchten - kartellrechtliche Schwierigkeiten. (Günter Baburek, DER STANDARD, Printausgabe 18.6.2001)