Wien - Monatelang hatte helle Aufregung geherrscht. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein wollte mit einer Verordnungsermächtigung Saisonarbeitern im Tourismus zwei Wochen lang die "Arbeitslose" streichen, wenn das von Wirtschaft und Gewerkschaft ausgehandelte Saisonverlängerungsmodell im Tourismus nicht greift. Seit letzter Woche steht fest: Gewerkschafts- und Wirt:schaftsvertreter haben das vorerst nur bis Ende April befristete Modell "als unbefristeten Zusatz-KV" abgesegnet. Im Gegenzug verzichtete Bartenstein auf die Rute seiner "Verordnungsermächtigung" - jener Ermächtigung, die er sich zuvor von der schwarz-blauen Mehrheit im Parlament hatte ausstellen lassen. Soll heißen: Die Arbeitslose bleibt unangetastet. Zufrieden zeigte sich Bartenstein auf Anfrage des S TANDARD außerdem mit den finanziellen Erleichterungen, welche das Modell für die Arbeitslosenversicherung schon in der Startphase gebracht hat. Nach einer Evaluierung des Ministeriums konnten - von Anfang Jänner bis Ende April - dieses Jahres nämlich bereits knapp über 100 Mio. S lukriert werden. "Dadurch dass maximal eine Woche Urlaub und eine Woche Überstunden in das Modell eingebracht werden, kommen die Leute im Jahr auf ein Versicherungsmonat mehr", erläutert der Chef der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst (HGPD), Rudolf Kaske, den Arbeitnehmernutzen. Er hat in den Gesprächen mit dem Wirtschaftsminister aber auch gefordert, dass auch Qualifikationszeiten, etwa Schulungen durch das Arbeitsmarktservice, ins Modell einfließen. 600 Millionen Schilling Insgesamt wird die neue Regelung nach zwei vollen Saisonen - also im März 2002 - rund 600 Mio. S eingespielt haben, sind Gewerkschaft und Wirtschaft überzeugt. In den kommenden Jahren würden es jährlich sogar zu einem Plus von 800 Mio. S kommen. Damit wird das Ungleichgewicht der Vergangenheit verringert, das beim Tourismus durch Einzahlungen in die Arbeitslosenversicherung in Höhe von jährlich 1,4 Mrd. S, aber durch gleichzeitige Herausnahmen in Höhe von in 3,7 Mrd. S entstanden war. Aus mit dem allgemeinen Frieden war es jedoch beim Dauerthema Saisonniers. Bartenstein will hier dem x-ten Wunsch der Wirtschaft auf Nachschlag von weiteren 1405 Arbeitern auch Nicht-EU-Staaten nun doch nachgeben. Dies bringt den Gewerkschafter vor allem deshalb auf die Palme, weil dies ein Gesamtkontingent von nunmehr 6190 Sommer-Saisonniers und eine Verfünffachung seit 1999 ergibt. Überraschende Schützenhilfe erhielt Kaske dabei von Tourismusstaatssekretärin Mares Rossmann. Sie moniert, dass die Höhe des Saisonnierkontingents "nun ausreichen und es nicht ständig zu weiteren Aufstockungen kommen sollte". (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Printausgabe 18.6.2001)