Wirtschaft
Haupt gegen Sterbekarenz
Frühpensionisten sollen künftig dazuverdienen dürfen ohne Pension zu verlieren
Standard:Dass in dieser Legislaturperiode keine Pensionsreform mehr kommt, scheint klar. Wird die Koalition aber eine Reform beschließen, die halt erst nachher greift? Weil der Kanzler ja bis 65 arbeiten lassen will?
Haupt:
Nein, wir werden auch keine Pensionsreform beschließen, die später wirksam wird. Es wird nur Nachjustierungen geben.
S
TANDARD:
Was heißt das?
Haupt:
Ich bin dafür, dass Frühpensionisten mehr dazuverdienen dürfen. Es ist ja möglich, dass sich die Leute gesundheitlich wieder erholen. Die IT-Berufe
bieten neue Chancen für mobile Senioren.
S
TANDARD:
Jetzt dürfen Frühpensionisten nur geringfügig dazuverdienen, nämlich 4000 Schilling im Monat.
Haupt:
. . . und Invalidenrentner gar nichts. Ich möchte bis Herbst mit der 59. ASVG-Novelle Änderungen vorbereiten und mit dem Koalitionspartner verhandeln.
S
TANDARD:
Wird es wie beim Kinderbetreuungsgeld eine Dazuverdienstgrenze von 200.000 Schilling im Jahr geben?
Haupt:
Ich denke daran, dass sogar unbeschränkt dazuverdient werden darf.
S
TANDARD:
Ach ja, Koalitionspartner. Was halten Sie vom Vorschlag des Wirtschaftsministers, eine halbjährige Pflegekarenz für Unselbstständige einzuführen, die ihre sterbenden Angehörigen pflegen?
Haupt:
Da wird eine Verbesserung vorgegaukelt, wo es keine gibt. Ich halte nix davon, wenn Leute, die ihre Angehörigen pflegen, um ihr Einkommen umfallen. Ich bin dafür, das Pflegegeld für Menschen zu verbessern, die sterbende Angehörige betreuen.
S
TANDARD:
Stimmt's, dass die Pensionsversicherungsanstalten für Angestellte und Arbeiter schon bald zusammengelegt werden?
Haupt:
Ab Herbst wird die EDV beider Anstalten zusammengelegt. Bis Ende 2003 müssen sie fusioniert sein. Sie brauchen so lange, bis die Computersysteme vollkommen kompatibel sind
.
S
TANDARD:
Werden Mitarbeiter eingespart?
Haupt:
Das wird alles sozial verträglich ablaufen. Es wird keine Nachbesetzungen mehr für Leute geben, die in Pension gehen. Andere bekommen eine Umschulung und können draußen bei den Krankenkassenaußenstellen eingesetzt werden.
S
TANDARD:
Was ist mit der Leitung der neuen Männerabteilung? Wird sie öffentlich ausgeschrieben, sodass sich auch Frauen dafür bewerben könnten?
Haupt:
Es kommt drauf an, wie diese Stelle von der zuständigen Stelle im Ministerium für öffentliche Leistung und Sport endgültig bewertet wird. Wenn der Posten über A5 eingestuft wird, muss er ausgeschrieben werden, wenn er A5 oder darunter eingeschätzt wird, nicht. Ich gehe davon aus, dass es wahrscheinlich ein A5 wird und der provisorischen Leiter, Herr Berchtold, bleibt. (Lydia Ninz, DER STANDARD, Printausgabe 18.6.2001)