Essen/Berlin - Um Stromlieferungen aus Tschechien des deutschen Energiekonzerns RWE herrscht Verwirrung. Der Spiegel berichtet in seiner heute, Montag, erscheinenden Ausgabe unter dem Titel "Absage nach Pannenserie", RWE "will keinen Atomstrom aus dem tschechischen Meiler Temelín beziehen und verhandelt deshalb über die Änderung der Verträge mit den Tschechen". RWE-Sprecher Bill McAndrews dementierte dies und sagte dem S TANDARD auf Anfrage: "Wir haben keine Verträge über Beziehungen zu Temelín. Wir haben auch keinen Vertrag mit der CEZ." Deshalb könne eine Vereinbarung mit dem Prager Energiekonzern CEZ gar nicht gelöst werden. RWE beziehe allerdings Strom über eine tschechische Stromtauschbörse, 200 Megawatt pro Werktag, so der RWE-Sprecher. Von Greenpeace wird RWE als zweitgrößter deutscher Stromimporteur aus Tschechien bezeichnet. Der bisher größte, der Münchner Konzern E.ON - DER S TANDARD berichtete -, hat angekündigt, die vereinbarten Lieferverträge mit den Tschechen wegen Temelín lösen zu wollen. Dies hatte der deutsche Umweltminister Jürgen Trittin sehr begrüßt, ebenso die bayerische Staatsregierung. E.ON, aber auch der RWE-Konzern, der jüngst 49 Prozent an der Kärntner Energieholding erworben hat, werden auch nach einem Ausstieg aus tschechischen Verträgen weiterhin indirekt Atomstrom aus Temelín über die US-amerikanische Handelsagentur Enron in Frankfurt beziehen. Der Stromhändler hat Verträge mit Erzeugern in ganz Europa und bezeichnet es als unmöglich, deren Quellen zu unterscheiden. (afs/DER STANDARD, Printausgabe 18.6.2001)