Sofia - Der von den Kommunisten vertriebene frühere bulgarische König Simeon II. ist als strahlender Wahlsieger zum Hoffnungsträger seiner Heimat aufgestiegen. Zwölf Jahre nach dem Ende des Kommunismus ist die verarmte Bevölkerung sowohl von den früheren Kommunisten als auch von den Antikommunisten tief enttäuscht, weil sie die soziale Verelendung breiter Schichten nicht verhindern konnten. Nach dem Sieg seiner "Nationalen Bewegung" bei der Parlamentswahl ruhen alle Zukunftshoffnungen auf dem früheren Monarchen.
Die Kommunisten hatten den heute 64-Jährigen 1946 nach einer manipulierten Volksbefragung des Landes verwiesen. Nachdem sein Vater Boris II. unter ungeklärten Umständen 1943 ums Leben gekommen war, lebte der Thronfolger Simeon II. mit seiner Mutter und älteren Schwester zunächst im ägyptischen Alexandria. Dort ging er auf ein britisches College, um mit 21 Jahren eine Kadettenschule in den USA zu absolvieren.
Die letzten drei Jahrzehnte lebte er als Geschäftsmann in Spanien. Simeon ist mit der spanischen Adeligen Margarita verheiratet, mit der er fünf Kinder hat. Die Tochter und vier Söhne erhielten alle klassische bulgarische Vornamen. Simeon hat auch im ausländischen Exil seine Muttersprache gepflegt. Seine Landsleute bewundern seinen "vornehmen" Sprachstil. Er ist ein tiefgläubiger orthodoxer Christ.
Der Ex-König hat sich mit seinem Auftreten deutlich von allen traditionellen Politikern abgesetzt. Stets braun gebrannt und im Maßanzug übte der hoch gewachsene Adlige eine starke Anziehungskraft auf die Menschen aus. Markenzeichen seines Wahlkampfes waren das persönliche Gespräch und das Händeschütteln auf Schritt und Tritt. Von seinen Anhängern, die ihn teilweise mit religiösem Eifer verehren, war er mit Blumen überhäuft worden.
Simeon hat seine wirtschaftspolitischen Berater aus jungen Auslandsbulgaren zusammengestellt, die bei Banken und Unternehmen in Paris, London und Brüssel im mittleren Management gearbeitet hatten. Unter seinen Abgeordneten finden sich Schauspieler, TV-Stars und sogar ein Zauberkünstler. (APA/dpa)