Wien - Olivenöl ist zwar gesund - aber nicht für seine Herkunftsländer. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von WWF und BirdLife International. Während im Norden Europas immer mehr Olivenöl konsumiert wird, prägen im Süden nicht mehr romantische alte Olivenbäume in grünen Hainen die Landschaft - sondern gigantische Monokulturen. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel, Bodenerosion führt zu Wüstenbildung, Lebensräume für unzählige Reptilien, Insekten und Vögel gehen verloren. Direkt betroffen sind etwa Steinkauz, Rebhuhn und Wachtel. Verantwortlich für diese Naturzerstörung macht der WWF die Oliven-Marktordnung der Europäischen Union, die einen immer intensiveren Olivenanbau subventioniere. Der WWF fordert daher vom morgigen Agrarministerrat in Brüssel eine Reform in die Wege zu leiten und empfiehlt, beim Einkauf auf Bio-Olivenöl zu setzen. Zahlen und Fakten Italien, Spanien, Portugal und Griechenland produzieren rund 80 % des weltweit erzeugten Olivenöls. Dieser Oliven-Anbau wird von der EU jährlich mit 2,25 Milliarden Euro subventioniert. Mit rund 7% der EU-Agrarausgaben liegt diese Marktordnung an dritter Stelle nach Getreide und Rindfleisch. Die Zahlungen bei Olivenöl seien - im Gegensatz zu vielen anderen Agrarsubventionen - noch immer eng an die Menge der Produktion gekoppelt. Dies führt in der Folge jedoch zur Zerstörung des traditionellen, kleinstrukturierten Olivenanbaus und damit zu tiefgreifenden Problemen für Umwelt und Natur: Naturbelassene Wälder werden in Griechenland, Spanien und Portugal gerodet, um neue Olivenplantagen anzulegen. Eine Folge ist die stark zunehmende Bodenerosion: Allein in Andalusien gehen durch Oliven-Monokulturen jährlich 80 Millionen Tonnen Oberboden verloren. Gleichzeitig werden die Olivenplantagen künstlich bewässert, um den Ertrag zu steigern. Dadurch wird Regionen, die ohnehin unter Wassermangel leiden (wie Kreta, Apulien und Analuslien) noch mehr Wasser entzogen. Zerstörung "Der intensive Olivenanbau stellt eines der größten Umweltprobleme in Südeuropa dar", erklärt WWF-Landwirtschaftsexpertin Mag. Simone Lughofer. "Die Effekte auf die Artenvielfalt in den Olivenplantagen sind fatal: Die Planierung von alten Terrassen zerstört Lebensräume, und der Einsatz von Pestiziden wie Fenoxycarb führt zu einem dramatischen Rückgang von Insektenarten, der Nahrungsgrundlage für zahlreiche Vogelarten. Und dies wird von den EU-Subventionen noch gefördert: Statt die Olivenproduktion zu einem Modell für sozial- und naturverträgliche, nachhaltige Landnutzung im Mittelmeerraum zu machen, vernichten sie große Bereiche der natürlichen Umwelt." Der WWF tritt daher für eine Umstellung der Subventionen ein: Statt der produzierten Menge solle die Fläche gefördert werden. Damit würden Landwirte belohnt, die bei der Olivenproduktion Rücksicht auf Umwelt und Natur nehmen und 'Klasse statt Masse' produzieren. (WWF/red)