Wien - Die SPÖ fordert eine grundlegende Neuorientierung der Agrarpolitik und der Landwirtschaftsförderung. Das derzeitige System sei auf Massenproduktion ausgerichtet, das Förderwesen undifferenziert, heißt es im SPÖ-Agrarprogramm "Unsere Landwirtschaft geht uns alle an", das SPÖ-Parteichef Alfred Gusenbauer am Montag präsentierte. Die neue Agrarpolitik müsse "konsumorientiert, sozial nachhaltig und umweltgerecht" sein, lautet die SPÖ-Forderung. Derzeit erfolge die Verteilung der Fördergelder "sehr ungleich" auf Basis von Hektar oder Großvieheinheiten. Diese Kriterien begünstigen laut SPÖ die flächen- und viehstarken Betriebe und benachteiligen die kleinen und mittleren. Die Förderungen müssten sich viel mehr am notwendigen Arbeitseinsatz eines Betriebes orientieren. Investitionsförderungen dürften nur noch für eine nachhaltige Wirtschaftsweise mit den Schwerpunkten umweltgerechte Produktion und biologischer Landbau vergeben werden. Der biologische Landbau als alternatives Produktionssystem müsse mit verstärkten Subventionen ausgebaut werden. Quantitative Ziele für biologische Erzeugung Zudem sei es notwendig, quantitative Umstellungsziele für die biologische Erzeugung festzulegen. Ziel der SPÖ sei es, in den nächsten fünf bis sieben Jahren einen Anteil von 25 Prozent Bio-Landbau zu erreichen. Österreich müsse wieder die Führerschaft im Sektor des biologischen Landbaus in Europa übernehmen, sagte Gusenbauer. Mittels einer Informationspolitik über gesunde und qualitativ hochwertige Ernährung müsse sichergestellt werden, dass die Förderungen aus dem Bereich Agrarmarketing so eingesetzt werden, dass die neuen Schwerpunkte im Agrarsystem umfassend den Konsumenten vermittelt werden. Es gehe nicht um Werbung und Marketing, sondern um tatsächliche Veränderungen in der Landwirtschaft: Be- und Verarbeitung müssten für die Konsumenten wieder transparenter werden. Um die Bauern in ihrer Verantwortung zu unterstützen, fordert die SPÖ eine Öffnung des Forschungs-, Ausbildungs- und Beratungssystems zu anderen Gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen. Konsumenteninteressen und Umweltschutz müssten zum dominierenden Element werden. (APA, DER STANDARD, Printausgabe 19.6.2001)