Wien - "Österreichs Polizei: Jagd auf deutsche Urlauber" - wenn Autobild Schlagzeilen macht, dann fallen die handfest aus. In ihrer jüngsten Ausgabe (und zeitgerecht vor Ferienbeginn) warnt die Postille für die deutsche Bleifußfraktion ihre Leserschaft vor der "Abzocke in Österreich". Autobahnbetreiber, Mauteinheber und Exekutive seien nur auf die Urlaubskassa der Autofahrer aus.

Lenker, die "mit 'ner dicken Benzinkutsche in den Süden ballern" (Autobild), klagen dem Blatt erschütternd ihr Leid: "Die Österreicher nutzen uns so richtig aus", ist eine Dame aus Ahlen überzeugt. Ein Paar aus Vogtland (im Cabrio unterwegs) beschwert sich: "Für die 150 Kilometer bis Italien 150 Mark - da ist die Schmerzgrenze erreicht."

Allein: Dass auch auf der italienischen Seite des Brenner Maut zu entrichten ist und die, auf 100 Kilometer gerechnet, so ziemlich das Gleiche ausmacht wie in Österreich, steht in den Rubriken des "Halali auf deutsche Autofahrer" nirgends zu lesen. Noch weniger, dass in Spanien (einem Lieblingsurlaubsland der "Freifahrtbürger") 100 Autobahnkilometer bis zu 350 Schilling kosten können.

In Frankreich müssen sich Urlauber (gleich welcher Nationalität) 70 Schilling auf 100 Kilometer Autobahn abnehmen lassen, in Portugal gut 60 und in Kroatien bis zu 105 Schilling. Vignetten und Mauten sind außer in Österreich in der Schweiz, Tschechien und Ungarn zu bezahlen.

Bei den Strafsätzen für Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung müssen sich Urlauber besonders im Norden in Acht nehmen: In Finnland, Schweden und Norwegen wird etwa nach Tagessätzen (ein Tagessatz ist ein Dreißigstel des Monatseinkommens des jeweiligen Delinquenten) abgerechnet. Alkohol am Steuer etwa "kostet" in Finnland ab 15, in Schweden ab 30 und in Norwegen ab 45 Tagessätze.

Auf eine Tempoüberschreitung um 20 Stundenkilometer stehen in Finnland immerhin noch hantige acht Tagessätze. In Frankreich liegt die Mindeststrafe bei rund 1270, in Spanien bei 1340 und in Italien bei 1690 Schilling. In der Türkei (70 S), Tschechien (100 S) und Ungarn (175 Schilling) dagegen ist Rasen vergleichsweise billig.

Tausende "geblitzt"

Apropos Raser: In Österreich wird inzwischen auf Autobahnbaustellen mit den Geschwindigkeitskontrollen Ernst gemacht. In den vergangenen Tagen wurden allein auf der Westautobahn, in einem Baustellenbereich bei Pöchlarn, 3000 Autofahrer wegen überhöhter Geschwindigkeit geblitzt.

Seit der neuesten Baustellenverordnung des Verkehrsministeriums stehen in den Gegenverkehrsbereichen mindestens fünf Radarboxen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit hat sich dadurch an den Autobahnbaustellen Österreichs um gut zehn Km/h verringert. Entsprechend gesunken ist auch die Unfallschwere. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 19.6.2001)