Warschau - Die ersten Entschädigungszahlungen für Zwangsarbeiter sind polnischen Angaben zufolge zu einem ungünstigen Wechselkurs überwiesen worden. "Wir waren von dem niedrigen Wechselkurs sehr überrascht. Morgen werden wir entscheiden, welche Schritte wir unternehmen werden", sagte der Chef der polnisch-deutschen Versöhnungs-Stiftung, Bartosz Jalowiecki. Bei der Überweisung sei ein Wechselkurs von 3,3466 Zloty für einen Euro zu Grunde gelegt worden. Die polnische Zentralbank handelte am Montag mit einem Kurs von 3,4150 Zloty. Jalowiecki zufolge teilte die deutsche Stiftung mit, der Kurs sei der gewogene Mittelwert des Devisenkurses über mehrere Handelstage hinweg basierend auf dem Referenzkurs von Euro und Zloty der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Daten der Handelstage habe die Stiftung nicht angegeben, sagte Jalowiecki. Nach Reuters-Daten notierte der Zloty seit April zwischen 3,636 und 3,3467 pro Euro. Demnach erreichte die polnische Währung nie den Kurs, der nach Angaben der Versöhnungsinitiative für die Überweisung festgelegt wurde. Der Referenzkurs der polnischen Zentralbank für den Euro lag am Montag bei 3,4150 Zloty und damit etwas schwächer als am Freitag mit 3,403 Zloty. Die Stiftung wolle den festgelegten Kurs für alle noch kommenden Zahlungen zu Grunde legen, sagte Jalowiecki. Für die polnischen Opfer der deutschen Nationalsozialisten sind rund 1,8 Milliarden Mark (12,6 Mrd. Schilling) vorgesehen. So genannte Sklavenarbeiter, die in Konzentrationslagern arbeiten mussten, sollen 15.000 Mark (105.000 Schilling) erhalten. Die Summe entspricht etwa einem polnischen Jahresgehalt. Bei einer Abwicklung von einer Milliarde Euro werden bei einem Unterschied im Wechselkurs von 0,1 Zloty 100 Millionen Zloty weniger ausgezahlt. Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" hatte eigenen Angaben zufolge am Freitag begonnen, das Geld für Zwangsarbeiter an ihre Partnerorganisationen zu überweisen. Dabei habe Polen bisher 57 Millionen Mark erhalten, teilte die Stiftung mit. Der Weg für die Auszahlung der Entschädigungsgelder war frei gemacht worden, nachdem der Bundestag Rechtssicherheit festgestellt und die deutsche Wirtschaft daraufhin ihren Widerstand gegen die Auszahlung aufgegeben hatte. Für die Entschädigungszahlungen stehen insgesamt 10 Milliarden Mark zur Verfügung, die jeweils zur Hälfte von Bund und Wirtschaft getragen werden. (APA/Reuters)