Wien - Bäume sterben normalerweise langsam. Seit einigen Jahren grassiert in Kalifornien (USA) allerdings eine Seuche, welche Eichen innerhalb von wenigen Monaten dahinrafft. Experten sprechen daher vom "Sudden Oak dead" (SOD) - dem Plötzlichen Eichentod. Nachdem der Pilz - eine neue Art aus der Gruppe Phytophthora - auch in Deutschland nachgewiesen wurde, fürchten Forstleute eine Ausbreitung des Eichentods auch in Europa. Der Pilz, der als Erreger gilt, gibt den Wissenschaftern gehörige Rätsel auf. Bisher galt die Gruppe Phytophthora als wurzelpathogen, das heißt, dass ausschließlich Pflanzenwurzeln von diesen Pilzen befallen werden. Bei der Art, welche SOD verursacht, ist das anders, sie befällt die oberirdischen Teile der Pflanzen. "Wir vermuten deshalb, dass es sich aus evolutionärer Sicht um eine recht junge Entwicklung handelt", sagte Thomas Cech von der Forstlichen Bundesversuchsanstalt im Gespräch mit der APA. Mit anderen Worten, der Pilz hat offenbar erst vor wenigen Jahren seinen Geschmack für andere Dinge als Wurzeln entdeckt. Einmal befallen werden zuerst die jungen Triebe der Eichen schlaff und hängen herunter, anstatt sich dem Licht zuzuwenden. Nach zwei bis drei Wochen verfärben sich die Blätter, bleiben aber meist am Baum hängen. Letztendlich wird die Rinde am Stamm rissig, es tritt "burgunderroter" Saft aus den Wunden aus. Der Verlauf der Krankheit ist für Eichen in den meisten Fällen tödlich, ein wirksames Gegenmittel steht noch aus. Unklar ist bisher auch, wieso der Pilz so unterschiedliche Pflanzen befällt. Der Eichenkiller macht sich auch über Rhododendron-Büsche her, allerdings verursacht er bei diesen Pflanzen lediglich warzenähnliche Flecken, ansonsten passiert nichts. Daneben werden etwa auch noch Exemplare von Viburnum bodnantense (Schneeball) befallen. In den USA, speziell in Kalifornien, hat sich die 1995 erstmals nachgewiesene Seuche mittlerweile zur Epidemie ausgewachsen, so sind Zehntausende Eichen in den kalifornischen Küstengebirgen der Krankheit zum Opfer gefallen. Die Experten mutmaßen, dass die neue Phytophthora-Art mittels Rhododendren nach Amerika eingeschleppt wurde. An Rhododendron-Büschen wurde der Sporenpilz bereits im Jahr 1993 in Deutschland entdeckt, allerdings war lange nicht klar, dass es sich um den selben Erreger handelt, erst genetische Untersuchungen belegten dies. Noch hoffen die Experten, dass der Krankheitserreger in Europa nicht auf Eichen überspringt. "Das Gute an der Sache ist, dass die Rhododendren als Zierpflanzen in unseren Regionen selten mit Eichen in Berührung kommen", so Cech. Weitere Prognosen wagt aber kaum ein Experte. Strenge Kontrollen bei Pflanzenimporten, speziell bei Eichenholz sind jedenfalls angesagt.(APA)