Bern - Der Ständerat, die zweite Kammer des Schweizer Parlaments, hat am Dienstag in Bern mit 35 gegen vier Stimmen die Initiative der Gewerkschaften für eine kürzere Arbeitszeit abgelehnt. Die 36-Stunden-Woche schaffe keine Arbeitsplätze, sagte Wirtschaftsminister Bundesrat Pascal Couchepin. Sie treibe die Kosten in die Höhe und fördere die Schwarzarbeit. Die Arbeitszeit müsse im Interesse des Werkplatzes Schweiz Sache der Sozialpartner bleiben, die der Konkurrenz und den Bedürfnissen der Branchen Rechnung tragen könnten. "Die Schweizer Wirtschaft kann keine Arbeitnehmer gebrauchen, die mit der Stoppuhr in der Hand herumlaufen", sagte Ständerat This Jenny von der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP). Das Problem sei nicht ein Mangel an Freizeit, sondern ein zu tiefes Einkommen. Bei einer Arbeitszeitverkürzung gingen die Löhne zurück. Der sozialdemokratische Ständerat und Gewerkschafter Ernst Leuenberger setzte sich vergeblich für die Initiative ein. Neben Sozialpartnerregelungen brauche es auch gesetzliche Höchstarbeitszeiten. "Wie der Besenwagen beim Velorennen hat der Gesetzgeber immer wieder die Nachzügler mitnehmen müssen." Vor allem bei Schichtbetrieb könnten kürzere Arbeitszeiten sehr wohl Arbeitsplätze schaffen, sagte Leuenberger. Mehr Freizeit heiße mehr Lebensqualität, mehr Gesundheit und mehr Gleichstellung der Geschlechter in Erziehung und Hausarbeit. Das im November 1999 vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) eingereichte Volksbegehren fordert eine maximale Jahresarbeitszeit von 1872 Stunden, was einer mittleren wöchentlichen Arbeitszeit von 36 gegenüber heute 42 Stunden entspricht. Inklusive Überzeit dürfte die Arbeitszeit in keiner Woche 48 Stunden überschreiten. Jedes Jahr soll die Jahresarbeitszeit um 52 Stunden reduziert werden, so dass das Ziel gegen 2010 erreicht wäre. (APA/sda)