Wien - Die EU-Osterweiterung wird sowohl für die EU als auch für die insgesamt zwölf Beitrittskandidaten (MOEL/Mittel- und osteuropäische Länder) eine "Win-Win-Situation" bringen. Wesentlich stärker - im Verhältnis eins zu zehn - werden aufgrund der unterschiedlichen bilateralen Handelsströme die Beitrittsländer profitieren. Das Zuwanderungspotenzial in die EU15 wird auf 143.700 (vor allem aus Polen, Ungarn und Tschechien) geschätzt, wovon 95.800 nach Deutschland und 17.700 nach Österreich emigrieren werden, bei abnehmender Tendenz. Diese Schlüsse zieht das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) als Projektleiter einer transnationalen Studie ("Preparity") über die volkswirtschaftlichen Auswirkungen der EU-Erweiterung. Mit der Erweiterung könne die EU ihr reales Bruttoinlandsprodukt (BIP) um jährlich knapp 0,1 Prozent im Zeitraum 2005 bis 2010 steigern. Überdurchschnittlich gewinnen dabei Länder mit bereits bisher engen Handelsbeziehungen zu den MOEL, wie Österreich, Deutschland und Italien. Österreich könne damit das reale BIP um 0,15 Prozent pro Jahr anheben. Andererseits gebe es Länder wo die Kosten der Erweiterung den Nutzen übersteige, insbesondere Spanien, Portugal und Dänemark. MOEL-Länder profitieren mehr Die MOEL-Länder würden von der Erweiterung rund zehnmal so viel wie die EU profitieren, da ihre Handelsverflechtung mit der EU im Verhältnis zum gesamten Außenhandel wesentlich größer ist als umgekehrt. Bei Ungarn und Polen wirke sich das innerhalb von zehn Jahren in einem zusätzlichen jährlichen Wachstumsimpuls (BIP real) von rund 1 Prozentpunkt aus, bei Tschechien mit 0,5 bis 0,6 Prozentpunkten. Zwischen Kapital und Arbeitskräften werde es nach der Erweiterung zu einem gegenseitigen Abtausch kommen. Der Trend zu Direktinvestitionen westlicher Unternehmen in die MOEL verstärke sich, wodurch es in der EU wegen erhöhter Kapitalnachfrage zu einem leichten Anstieg des Zinsniveaus kommen werde. Bei der Wanderung von Arbeitskräften von Ost nach West gewinne der Westen durch eine Produktivitätssteigerung dank billigerer Arbeitskräfte. Gleichzeitig werde vorübergehend die Arbeitslosigkeit im EU-Raum ansteigen und die Lohnquote sinken. Die Modellberechnungen gehen dabei davon aus, dass keine Übergangsregelungen für die Freizügigkeit von Personen geschaffen werden. (APA)