Die Auffangbemühungen für die schwer angeschlagene Buch- und Medieneinzelhandelskette Libro wachsen sich vor dem für Mittwoch Nachmittag anberaumten Gipfel bei der Bank Austria zum absoluten Krimi aus. Im letzten Moment sei ein neuer, ausländischer Interessent für Libro aufgetaucht, heißt es aus involvierten Kreisen. Ob dieser Anonymus ein tragfähiges Angebot legen würde, war voerst nicht abschätzbar.""Das ist der übliche Poker" Ein involvierter Sanierungsexperte sagte: "Das ist der übliche Poker. Scharlatane, Glücksritter und Möchtegern- Unternehmer machen sich wichtig. Wirklich ernstzunehmende Bieter halten sich bis zur letzten Sekunde bedeckt. Von den derzeitigen Interessenten ist niemand wirklich ernstzunehmen." Keiner kennt den neuen Interessenten Selbst den Verhandlern der Eigentümerseite ist nicht bekannt, um welchen neuen Interessenten es sich handelt. Bertelsmann oder andere bisher genannte Konzern (Metro, Douglas) stünden nicht dahinter. Derzeit sind offiziell ein Konsortium rund um den Chef der Internetfirma Yline, Werner Böhm, sowie die schweizerische Eurobooks-Gruppe im Rennen. Beiden Konsortien wird von den Banken kein oder geringes Vertrauen geschenkt. Die Alteigentümer von Libro, Telekom Austria, Unternehmens Invest sowie Deutsche Beteiligungs AG, die zusammen 50 Prozent plus einer Aktie an Libro halten, präferieren Böhm - aber nur aus Ermangelung an Alternativen. Styria überlegt nun noch ein Angebot Auch die Grazer Styria (Die Presse, Kleine Zeitung) überlege noch ein Angebot für Libro zu legen, bestätigte Styria- Chef Horst Pirker. "Es dreht sich jede Stunde", sagen verzweifelte Investmentbanker. Am Montag hatte Pirker noch befunden, dass der Informationsstand "keine weiteren Aktionen" der Styria nötig mache. Am Dienstag sagte er zum Standard: "Wir sind noch nicht so weit. Wir entscheiden diese Woche. Wenn unsere Informationen ein positives Bild ergeben, werden wir ein Angebot legen, wo man kaum wird vorbei können." "Konkurs wird es keinen geben" Thomas Scheiner, einer der Verkaufs-Verhandler, sagte: "Konkurs wird es keinen geben. Das Ärgste was passieren kann, ist ein gerichtlicher Ausgleich." Bisherige Deadline für einen Libro-Käufer war Freitag, 22. Juni. Die Banken glauben nun, bis Ende Juni Zeit zu haben.(Michael Bachner/Der Standard, Printausgabe vom 20.6.2001)