Europa
Vaclav Klaus über Verhältnis Wien-Prag "verdrossen"
Tschechischer Ex-Premier kritisiert Haltung von Kanzler Schüssel
Wien - Der Chef der liberalen Bürgerpartei (ODS) Tschechiens und ehemalige Ministerpräsident Vaclav Klaus meint zur geplanten
Temelin-Klage österreichischer Landeshauptleute, diese spielten "kein seriöses Spiel", mit diesem könne er sich nicht abfinden. Er könne nur
hoffen, dass sich kein Gericht mit der Klage gegen Temelin befassen werde, betonte Klaus laut "Kurier" (Mittwoch-Ausgabe).
Klaus vertritt die Ansicht, Temelin sei ein "ökologischer Bau". Tschechien habe keine alternativen Energiequellen. Der einzige Rohstoff sei die
umweltschädigende Braunkohle. Eine Nichtinbetriebnahme von Temelin wäre umweltfeindlich.
Die Überlegungen deutscher Stromkonzerne, aus den Lieferverträgen mit dem tschechischen Monopolisten auszusteigen, ist nach Ansicht von
Klaus ein "geschäftliches Kalkül". Der Importstopp solle nur zur Wertverminderung der tschechischen Stromgesellschaft vor deren
Privatisierung dienen.
"Verdrossen" zeigte sich der Ex-Premier über die unterkühlten Beziehungen zwischen Wien und Prag. Zur Forderung von Bundeskanzler
Schüssel, vor dem EU-Beitritt die Annullierung der Benes-Dekrete durchzusetzen, sagte Klaus: "Ein Politiker ist nur dann ein Politiker, wenn
er sich traut, auch gegen den Wind zu blasen. Es tut mir weh, wenn ihr Kanzler (Schüssel) mit dem Wind bläst". (APA)