Berlin/Hamburg/Saarbrücken - Der Parteispendenausschuss des deutschen Bundestages erwartet mit Spannung die Zeugenaussage des früheren Leuna-Lobbyisten Dieter Holzer am (morgigen) Donnerstag. Holzer, Schlüsselfigur in der Leuna-Minol-Affäre, soll rund 50 Millionen Mark (25,6 Mill. Euro/352 Mill. S) Schmiergelder des französischen Staatskonzerns Elf Aquitaine vorwiegend an deutsche Empfänger und möglicherweise auch an die CDU gezahlt haben. Zweck war offenbar, möglichst hohe staatliche Subventionen für die Privatisierung der Raffinerie und des Tankstellennetzes zu erreichen. Das Magazin "Stern" berichtete indessen vorab, die Staatsanwaltschaft in Liechtenstein habe Geldflüsse Holzers nach Deutschland entdeckt. Zweistellige Millionenbeträge seien demnach zu knapp 20 Bankfilialen in Deutschland auf insgesamt rund 50 Konten und Unterkonten transferiert worden. Dabei könnte es sich um die lange gesuchten Schmiergeldzahlungen handeln. Der Liechtensteiner Richter Lothar Hagen hat laut "Stern" bestätigt, dass die Justiz gegen zwölf Verdächtige Ermittlungen wegen Betrugs, Untreue und Urkundenfälschung eingeleitet habe. Darunter sei auch Holzer. Staatsanwalt dementiert Staatsanwalt und Landgericht des Fürstentums erklärten unterdessen, die Darstellung des "Stern", wonach liechtensteinische Ermittlungen umfangreiche Geldflüsse nach Deutschland zum Vorschein gebracht hätten, könnten nicht bestätigt werden. Diese Informationen seien nicht von den Strafverfolgungsbehörden des Fürstentums erteilt worden. Auf Grund zahlreicher Durchsuchungen und Beschlagnahmungen seit November vergangenen Jahres habe sich der Verdächtigenkreis aber von ursprünglich zwölf auf 21 Personen vergrößert. Es handle sich zum Teil um Personen, "gegen die auch im Ausland Strafverfahren anhängig sind". Die Namen der Verdächtigen wollten die liechtensteinischen Behörden aber ebenso wenig veröffentlichen wie die der Kanzleien und Banken, bei denen Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmen vorgenommen wurden. Zugleich bestätigten Staatsanwaltschaft und Landgericht des Fürstentums, dass aus Deutschland bisher kein Rechtshilfeersuchen zum Komplex Leuna in Liechtenstein eingetroffen sei. Die seit Oktober 2000 im Fall Holzer ermittelnde Saarbrücker Staatsanwaltschaft wies derweil Vorwürfe zurück, dass sie mit Rechtshilfeersuchen zur Aufklärung des Falles zögere. Hoffen auf Holzers Aussage Die Schweizer Justiz hat die Ermittlungen im Fall Elf/Leuna "praktisch beendet", wie der Genfer Oberstaatsanwalt Bernard Bertossa dem Wirtschaftsmagazin "Focus Money" sagte. Er habe vorgeschlagen, die Strafverfolgung nach Deutschland zu delegieren. Bertossa bedauerte, dass die Saarbrücker Staatsanwaltschaft bisher kein Auskunftsersuchen an ihn gerichtet habe. Die Genfer Ermittler hätten die Geldkreisläufe Holzers "bis zur letzten Mark freigelegt". Der CDU-Abgeordnete Andreas Schmidt, Sprecher der CDU/CSU-Gruppe im Ausschuss, äußerte am Mittwoch die Hoffnung auf eine umfassende Aussage Holzers. "Wenn Holzer die Wahrheit sagt, wird der Korruptionsverdacht gegen die CDU und die frühere Bundesregierung nicht mehr haltbar sein", sagte Schmidt vor Journalisten in Berlin. (APA/AP)