St. Pölten - Der Ort ist durchaus prominent: mitten im Zentrum, auf dem Rathausplatz, den die zahlreichen St. Pöltner Schülerinnen und Schüler nicht nur auf dem Weg zum Bahnhof queren. Hier, in einem leer stehenden Kino gleich gegenüber dem Musiktheater, soll noch in diesem Herbst "Cinema Paradiso" die Pforten öffnen: ein Hort des guten Films samt Beisl und Gastgarten. Das erste Programmkino Niederösterreichs, wie Projekt-Mitbetreiber Alexander Syllaba betont, finanziert um 7,2 Millionen Schilling (523.244 Euro) von Bund, Land und Stadt. Erkämpft nach acht Sommern cineastischen Probelaufs auf dem unweit gelegenen Domplatz, wo die Kino-Initiatoren ein Film-Openair betreiben. "Vor zwei Jahren hatten wir auf dem Domplatz an vier Tagen mit gutem Wetter 14.000 Besucher", erinnert sich Syllaba. Was bedeute, dass es Bedarf genug gebe an Retrospektiven und Qualitätsstreifen als Alternative zur Mainstream-Kost im Megaplexx am St. Pöltner Stadtrand. Doch die Freude ist nicht ungetrübt: Erst unlängst schloss die Stadt mit dem Betreiber des so genannten "Kultur-Film-Festivals" einen neuen Dreijahresvertrag ab. Einer Wiener Eventagentur, die Film und viel Kulinarik anbietet. Jeden August. Auf dem Rathausplatz: "Die Programmkino-Leute werden in dieser Zeit zusperren müssen", fürchtet Grünen-Gemeinderätin Elke Kellner. Ihre Vermutung: "Gegnerschaft der Stadt und des SP-Stadtrats Siegfried Nasko zum Programmkino." Nasko wehrt sich: Die Eventorganisatoren arbeiteten "ohne Subventionen und sehr effizient". Außerdem: "In St. Pölten herrscht Wahlkampf." Nun soll eine Aussprache am Mittwoch Klärung bringen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 6. 2001)