Peking - Chinas Frauen wehren sich gegen das
gegenwärtig diskutierte Programm zur Gleichstellung der
Geschlechter. Nach den offiziellen Plänen sollen die einzelnen
Abteilungen in Regierungsämtern mit jeweils einer Frau besetzt
werden.
Das Vorhaben ist Teil der Vorbereitungen zum 16. Parteikongress
im kommenden Jahr, bei dem eine neue Führungsriege eingesetzt
wird. Den Frauen geht es nicht weit genug. Sie zeihen es eine
kosmetische Lösung, die keine wahre Mitsprache zur Folge hat.
"Es geht hier nicht darum, mindestens eine Frau für jede
Abteilung zu gewinnen, sondern 'nur' eine Frau", heißt es in einem
Bericht der Pekinger Filiale des Verbandes Chinesischer
Bürgermeisterinnen. Solche Pläne seien bestens geeignet, Frauen dauerhaft in der
Minderheit zu halten, so das Papier für das dieswöchige Asien-
Pazifik-Treffen der Bürgermeisterinnen und Stadträtinnen im
thailändischen Phitsanulok.
Zahlen
Nach den jüngsten verfügbaren Zahlen von 1990 bekleiden
chinesische Frauen zwölf Prozent der führenden Posten auf lokaler
und nationaler Ebene. Gegenwärtig sind in den 668 chinesischen
Städten 463 Bürgermeisterinnen verpflichtet, 90 Prozent von ihnen
allerdings als Stellvertreterinnen eines männlichen Kollegen mit
geringer Entscheidungsbefugnis.
In den Spitzen der Politik ist das Ungleichgewicht noch
eklatanter: Staatskommissarin Wu Yi und Bildungsministerin Chen
Zhili sind die einzigen Frauen, die sich in Peking durchsetzen
konnten. Noch vor 50 Jahren war das anders.
Befreiung von dem "kapitalistischen Feudal-System"
Unter dem großen Vorsitzenden Mao Tsetung bekleideten viele
Frauen hohe Staatsämter, nicht zuletzt seine eigene Frau, Jiang
Qing. Mao wollte Frauen aus allen Zwängen des 'kapitalistischen
Feudal-Systems' befreien. Sie sollten über ihr eigenes Schicksal
selbst entscheiden und über das des Staates mitbestimmen.
"Heute haben wir nicht ein Gesetz, das die Beteiligung von
Frauen an der Regierung regelt", beklagt Song Naixian, die
ehemalige stellvertretende Bürgermeisterin von Lanzhou in der
zentralnördlichen Provinz Gansu.
Der damaligen Vize-Bürgermeisterin ist es gelungen, Langzhou über
20 Straßen mit weiter östlich gelegenen Städten zu verbinden, den
Flughafen auszubauen und die Hänge der umgebenden Berge mit
Tausenden von Bäumen zu bepflanzen. "Selbst wenn einige männliche
Kollegen mir diesen Erfolg neideten, so hatten sie nie eine
Chance, dies auch kundzutun", glaubt Song.
Frauen sind zu unterwürfig...
Ihre Karriere schreibt sie ihrer eigenen Durchsetzungskraft zu,
nicht aber einer Umwertung der politischen und gesellschaftlichen
Werte. "Gerade auf dem Land sind Frauen weniger gebildet und
deshalb besonders unterwürfig, auch würde ein Mann eine
talentierte Frau kaum fördern, weil er Angst um seinen Ruf haben
müsste", erläutert sie.
Zhang Ningsheng, Bürgermeisterin von Dujiangyan in der
zentralchinesischen Provinz Sichuan und wie Song Teilnehmerin an
dem Treffen in Thailand vom 19. bis 22. Juni, sieht das ganz
ähnlich. Je weniger entwickelt die Umgebung, desto weniger Chancen
hätten Frauen, meint auch sie. "Wo die Wirtschaft boomt, tun sich
auch für Frauen Möglichkeiten auf."(IPS)