Islamabad/Neu Delhi - Der pakistanische Militärmachthaber General Pervez Musharraf ist seit Mittwoch auch Präsident des Landes. Rund 20 Monate nach seinem Putsch entließ er das bisherige Staatsoberhaupt Rafiq Tarar und wurde als dessen Nachfolger vereidigt. Außerdem löste Musharraf die Nationalversammlung sowie vier Provinzparlamente auf, die er bereits nach seinem Staatsstreich im Oktober 1999 von ihren Aufgaben entbunden hatte. "Meine Hauptsorge gilt der politischen Stabilität und Harmonie", sagte Musharraf nach seiner Vereidigung. Sein Schritt beende die politische Unsicherheit und sichere die Kontinuität seines Reformprozesses. Die Militärregierung hat zugesichert, bis Oktober 2002 ein neues Parlament wählen zu lassen. Beobachter werteten den Schritt Musharrafs als Versuch, seine Position in einer künftigen Regierung zu sichern. Es wurde erwartet, dass das Amt des Präsidenten - bisher überwiegend repräsentativer Art - schon bald mit neuen Kompetenzen ausgestattet wird. Zunächst blieb der Präsident noch im Amt Musharraf hatte vor 20 Monaten den damaligen Ministerpräsidenten Nawaz Sharif gestürzt. Er entließ die Regierung, setzte die Verfassung außer Kraft und bildete einen Nationalen Sicherheitsrat. Als einzig demokratisch legitimiertes Verfassungsorgan blieb Präsident Tarar zunächst im Amt. Schon seit längerem wurde allerdings darüber spekuliert, dass Musharraf neben seinem Posten als Regierungschef und Generalstabschef auch das Präsidentenamt anstrebt. Als "Präsident" wird Musharraf in Indien ernst genommen Als Staatsoberhaupt verbessere Musharraf auch seine Position beim bevorstehenden Gipfeltreffen mit dem indischen Ministerpräsidenten Atal Bihari Vajpayee, sagte der politische Beobachter Akbar Zaidi in Karachi. Mit dem Titel Präsident werde er in Indien ernster genommen. Bei den für Mitte Juli geplanten Verhandlungen soll es in erster Linie um eine Lösung des Kaschmir-Konflikts gehen. Vajpayee und Musharraf sprachen am Mittwoch telefonisch über ihr Treffen. Das Gespräch sei "in herzlicher und offener Atmosphäre" verlaufen, teilte die pakistanische Regierung mit. Indien hat Musharraf auch offiziell als neuen pakistanischen Präsidenten akzeptiert. "General Musharraf wird Indien als Präsident besuchen", sagte eine Sprecherin des indischen Außenministeriums am Mittwoch. Indiens Botschafter in Pakistan nahm an der Vereidigung Musharrafs als Präsident teil, berichtete die indische Nachrichtenagentur UNI. Musharraf reist am 14. Juli für drei Tage nach Indien, um über eine Lösung im Kaschmir-Konflikt zu beraten. Indien und Pakistan haben zwei ihrer drei Kriege um die Region geführt. (APA/AP/dpa)