Wien - Auf die Doppelrolle einiger Großbanken bei Libro hat am Mittwochnachmittag der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) aufmerksam gemacht. Diese Doppelrolle - also der Status als indirekter Gesellschafter und als Kreditgeber - könnte für die betreffenden Kreditinstitute (konkret vor allem Creditanstalt/CA und Raiffeisen Zentralbank/RZB) im Fall einer gerichtlichen Insolvenz über Libro schlagend werden. Das bedeutet, im Fall eines Ausgleichs oder Konkurses wären ihre Kreditforderungen als nachrangig zu behandeln, sagte Alois Schönfeld von der Insolvenzabteilung des AKV. Sie hätten demnach also auch keine Quote zu begehren. Volle Information Die genannten Banken, so der AKV, hätten einerseits Beteiligungen an der Libro-Aktionärin UIAG (Unternehmens Invest) und seien gleichzeitig bedeutende Kreditgeber von Libro. Durch Mitarbeiter, die als Aufsichtsräte der UIAG fungieren, hätten die Banken sowohl die gesellschaftsrechtliche Entwicklung bei Libro kontrolliert wie auch durch ihre eigenen Kreditabteilungen ihre Kreditengagements gestioniert. Sie hätten daher zu jedem Zeitpunkt die volle Information über die Situation der Libro AG gehabt, seien damit in einer "verantwortlichen Position gegenüber den Lieferantengläubigern von Libro". Seit dem feststehe, dass Libro bereits seit längerem "im objektiven Sinn kreditunwürdig war und seit kurzem die Zahlungsunfähigkeit eingestehen musste, ist der Schluss zu ziehen, dass die involvierten Banken ihrer verantwortlichen Position einschließlich ihrer im Insolvenzfall nachrangigen Gläubigerstellung gerecht sein müssen", formulierte der AKV heute. "Es sollten also die Lieferanten ungeschoren bleiben", fordert der AKV-Experte. "Rechtlich falsch" Die betroffenen Banken wiesen die vom AKV aufgeworfene "nachrangige Gläubigerstellung" als rechtlich falsch zurück. Kredite würden in einem Insolvenzfall erst dann als Eigenkapitalersatz gewertet, wenn die kreditgebende Bank mehr als 25 Prozent am Schuldnerunternehmen halte und dies sei bei keiner der genannten Banken der Fall, wurde erklärt. (APA)