Brüssel - Die EU-Kommission sieht Möglichkeiten, gegen die europaweite Expansion des französischen Stromkonzerns EdF vorzugehen. Ob und wann sie konkrete Schritte unternehmen werden, ließen die Kommissare jedoch offen, wie EU- Energiekommissarin Loyola de Palacio mitteilte. Hintergrund der Debatte ist die unterschiedliche Liberalisierung der Strommärkte in Europa. In einigen Ländern können Stromkunden ihre Lieferanten inzwischen frei wählen. In Frankreich dagegen hat die EdF eine monopolartige Stellung inne. Mit diesen gesicherten Einnahmen kauft das Staatsunternehmen Anteile an Stromanbietern in den benachbarten Ländern. "Wir haben keine konkreten Fälle besprochen", sagte de Palacio. EdF nimmt über Beteiligung an Energie Baden-Württemberg auf spanischen Markt Einfluß Brüssel habe genau beobachtet, was nach dem EdF-Einstieg bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW) geschehen sei und wie sich der Einfluss des französischen Staatsunternehmens damit auch auf die spanische Hidrocantábrico auswirke, sagte Wettbewerbskommissar Mario Monti. Die EnBW hält Anteile an dem spanischen Unternehmen. Den Griff der EdF nach dem italienischen Unternehmen Montedison und der spanischen Hidrocantabrico müssten mit den jeweiligen Regierungen besprochen werden, sagte de Palacio. Im Sinne eines freien Binnenmarktes dürften die Mitgliedsstaaten in solchen Fällen jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen eingreifen, betonte Binnenmarktkommissar Frits Bolkestein. Beschränkende Maßnahmen Die Kommission bekräftigte, dass sie die EU-Regeln zum Wettbewerb und staatlichen Beihilfen exakt anwenden werde. Wettbewerbskommissar Mario Monti will auch mögliche Beihilfen für die Produzenten von Atomstrom unter die Lupe nehmen. Mitgliedsstaaten hätten weiters als Anteilseigner bei der Privatisierung eines Unternehmens die Möglichkeit, bestimmte Bedingungen aufzustellen, berichtete die Kommission. In manchen Fällen könne der Staat die Anteile eines öffentlichen Unternehmens an der privatisierten Firma beschränken. Mit Blick auf den französischen Strommarkt fasste die Kommission zudem die Anwendung von Vorschriften ins Auge, die in den 90er Jahren schon die Öffnung der Telekommunikationsmärkte bewirkt haben. Dies könnte jedoch auch Deutschland betreffen: Die Kommission hält den deutschen Strommarkt zwar für weitgehend liberalisiert, aber wenig geöffnet für ausländische Anbieter. (APA/dpa)