Berlin - Wenn sich Sibyll Klotz für etwas einsetzt, dann macht sie es richtig. Die Fraktionschefin der Berliner Grünen und frischgebackene Spitzenkandidatin für die vorgezogenen Neuwahlen mag nach eigenem Bekunden keine halben Sachen. "Ich will Tatsachen schaffen für ein neues Gerechtigkeitsempfinden in der Stadt", sagte sie am Mittwoch, als sie ihr Wahlkonzept vorstellte. Klotz möchte den maroden Berliner Haushalt "intelligent" sanieren, ohne die Schwachen der Stadt zu sehr zu belasten. Die Frau mit der typischen "Berliner Schnauze" gilt als leidenschaftliche Kommunalpolitikerin, die in ihrem Landesverband einen hohen Rückhalt hat. Die 40-Jährige ist die profilierteste Frau, die die Berliner Grünen derzeit aufweisen können - nachdem Michaele Schreyer EU-Kommissarin in Brüssel und Renate Künast Verbraucherschutzministerin wurden. Sozial engagiert Für die promovierte Philosophin, die seit 1991 im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt, ist "soziale Gerechtigkeit" kein Schlagwort. Seit Jahren arbeitet Klotz an Arbeitsmarktkonzepten für die Hauptstadt. Sie hat Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen kritisch untersucht und Initiativen gestartet, um Arbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen dauerhafte Jobs zu vermitteln. Als die rechtsextreme NPD erstmals ankündigte, durchs Brandenburger Tor zu marschieren, gehörte sie zu den ersten Politikern, die ein Bündnis gegen Rechts organisierte. Klotz wird nachgesagt, kontinuierlich Sachpolitik zu machen und Themen auch dann zu verfolgen, wenn sie gerade nicht populär sind. So setzt sie sich seit Jahren für frauenpolitische Belange ein. SED-Vergangenheit Die bekennende Lesbe und Mutter einer Tochter war bis kurz nach der Wende in der SED. Damit geht sie heute offensiv um: "Es muss gestattet sein, im Jahr zwölf nach Mauerfall in einer anderen Partei zu sein. Das gehört zu meiner Biographie." Vor dem PDS-Spitzenkandidaten Gregor Gysi, der den Grünen Stimmen abjagen könnte, habe sie keine Angst, versichert sie. Berlin tue es gut, wenn neben den "vier einsamen Wölfen" Klaus Wowereit, Frank Steffel, Günter Rexrodt und eben Gysi eine Frau im Rennen sei, sagte sie am Mittwoch mit Blick auf die Spitzenkandidaten von SPD, CDU, FDP und PDS. (APA)