Der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker hat also die FPÖ-Regierungsmitglieder Riess-Passer und Grasser zu Gesprächen getroffen, den anderen, die bei der prachtvollen militärischen Zeremonie auf dem Ballhausplatz aufgereiht standen, hat er die Hand geschüttelt (in der Hofburg gegenüber wurden dem Vernehmen nach während des militärischen Tschinderassa Sichtblenden und Oropax ausgegeben). Aber genützt hat Junckers "Normalisierung" den FPÖlern nicht viel. Denn der luxemburgische Christdemokrat sagte vor allem Vizekanzlerin Riess-Passer beinhart, was er von einer Volksabstimmung über die EU-Erweiterung hält: gar nichts. Und er ließ auch keinen Zweifel daran, dass er dem Gedanken einer FPÖ-Regierungsbeteiligung nach wie vor ablehnend gegenübersteht (was im Unterschied zu den Lesern mancher Zeitungen das "ZiB"-Publikum durch Originalton erfuhr). Juncker ist ein Mitglied der traditionellen europäischen Christdemokratie (die sich manchmal sowohl an das "Christ" wie an das "Demokratie" in ihrem Namen erinnert). Ihn wird man nicht als Chef der Sozialistischen Internationale darstellen können. Ob das auch der ÖVP aufgefallen ist? (DER STANDARD, Print, 21.6.2001)