Belgrad - Nach dem Scheitern eines Gesetzentwurfes zur Zusammenarbeit mit dem UNO-Tribunal in Den Haag plant die jugoslawische Regierung nach Medienberichten nun ein entsprechendes Dekret. Die Regierungsvertreter wollte noch am Freitag eine entsprechende Entscheidung treffen, meldete der Sender B-92 unter Berufung auf den jugoslawischen Innnenminister Zoran Zivkovic. Darin soll ausdrücklich die Auslieferung jugoslawischer Staatsbürger vorgesehen werden. Am Donnerstag war ein entsprechender Gesetzentwurf am Widerstand der Sozialistischen Volkspartei Montenegros (SNP) gescheitert. Die SNP hatte an ihrem Standpunkt festgehalten, mutmaßliche jugoslawische Kriegsverbrecher nicht nach Den Haag auszuliefern. Vor dem Tribunal ist unter anderem der frühere jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Auch die Zeitung "Politika" berichtete am Freitag, das Justizministerium werde in den kommenden Tagen ein entsprechendes Dekret verfassen. Am Vortrag hatte die Regierung einen ähnlichen Gesetzesentwurf zurückgezogen, nachdem der kleinere montenegrinische Koalitionspartner im Parlament die Zustimmung verweigert hatte. Regierungsvertreter hatten nach dem Treffen in der Nacht lediglich gesagt: "Alles wird gut." In etwa einer Woche tritt in Brüssel eine Geberkonferenz zusammen, um über die Vergabe von mehr als einer Milliarde Dollar (1,173 Mrd. Euro/16,1 Mrd. S) an Jugoslawien zu entscheiden. DOS hat angekündigt, entsprechend westlichen Forderungen mit dem Tribunal in Den Haag zusammenarbeiten zu wollen. Eine Auslieferung Milosevics hat sie bislang jedoch abgelehnt. Ein Erlass der Regierung würde im Gegensatz zu einem Gesetz nicht die Zustimmung des Parlaments erfordern. Milosevic ist vom Tribunal wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Kosovo- Krieg 1999 angeklagt worden. Zurzeit sitzt er wegen Korruptionsvorwürfen in Untersuchungshaft. (APA/Reuters)