Forschung & Geschlecht
Verdrängung der Frauen in Aids- Diskussion
Vereinte Nationen kritisieren männerzentrierte Debatte
New York - Im Vorfeld der Sondersitzung der UN-
Vollversammlung über HIV/Aids (25.-27. Juni) haben MitarbeiterInnen der
Weltorganisation mehr Beachtung von Frauen gefordert. Seite an
Seite mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) kritisierten sie
die männerzentrierte Debatte der 189 Mitgliedstaaten während der
Vorbereitungen für das Treffen.
Der in den letzten Monaten formulierte Entwurf für die HIV/Aids-
Deklaration, mit dem sich die TeilnehmerInnen der Tagung in der
kommenden Woche abschließend befassen werden, gilt bei KritikerInnen
wie Aisha Satterwhite von der in Washington ansässigen NGO 'Africa
Action' als "zahnlos" und zu wenig auf Frauen abgestellt.
Marginalisierung der Frauen
Verantwortlich dafür machen sie den vor allem auf Drängen der
USA durchgesetzten Ausschluss der unabhängigen Gruppen von den
vorbereitenden Gesprächen. Selbst die beim UN-Wirtschafts- und
Sozialrat (ECOSOC) akkreditierten NGOs hatten kein Teilnahmerecht.
Auf diese Weise seien Themen wie Empfängnisverhütung, die bei der
konservativen US-Regierung unter George W. Bush nicht gerade hoch
im Kurs stehen, an den Rand gedrängt worden.
Auch Noeleen Heyzer, die Exekutivdirektorin des UN-Frauenfonds
(UNIFEM), und der Chef des UN-Aidsprogramms (UNAIDS) Peter Piot
halten die Marginalisierung der Frauen in diesem Zusammenhang für
eine Katastrophe. Eine UNIFEM-Studie in 17 Staaten belegt, dass
mehr als die Hälfte der befragten Mädchen nicht eine einzige Safer-
Sex-Methode nennen können. Auch ist nach UNAIDS-Angaben das HIV-
Infektionsrisiko für Frauen aus sogenannten Entwicklungsländern doppelt so
hoch wie das für Männer.
Infektionsrate bei Mädchen viel höher
Schon im Mai hatte UN-Generalsekretär Kofi Annan davor gewarnt,
dass in Schwarzafrika mittlerweile 55 Prozent aller HIV-
Infizierten Frauen seien, die Infektionsrate bei Mädchen vier- bis
fünfmal so hoch sei wie bei Jungen und weltweit mindestens die
Hälfte aller Neuinfektionen Frauen beträfen. Vor zehn Jahren
hatten sich vornehmlich Männer mit dem HI-Virus infiziert. (IPS)